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Lot 235 Dα

Außergewöhnliches Guéridon im Stil Empire

Auktion 1182 - Übersicht Köln
15.07.2021, 11:00 - The Exceptional Bernard De Leye Collection
Schätzpreis: 25.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 40.000 € (inkl. Aufgeld)

Außergewöhnliches Guéridon im Stil Empire

Bronzeguss und Bronzeblech, feuervergoldet und brüniert, Mahagonifurnier, Porzellan mit farbigem Aufglasurdekor, Spiegel. Oblonge Kastenform mit Klappdeckel auf vier Beinen. In der Front verstecktes Schloss mit Eisenriegeln. Auf dem Deckel ovale Porzellanplakette mit üppigem Blumenbouquet in einem Korb auf einer Marmorplatte. Innen verkleidet mit Bronzeblech, zwei feuervergoldete Deckelstützen. Das Gestell aus vier Harpyien auf jeweils einem zoomorphen Bein stehend und in Klauenfüßen endend. Als Zwischensteg zwei gekreuzte Pfeile, darauf ein filigraner Korb mit verspiegeltem Fond. Innen vier Gewindelöcher für ehemalige Innenfächer. H 74,8, B 47,5, T 34 cm.
Frankreich, Mitte bis drittes Viertel 19. Jh.

Dieses außergewöhnliche Möbel steht in der Tradition der feinen Kommoden und Beistelltische, die für Madame du Barry und Madame Adélaïde produziert wurden. Sie waren reich mit vergoldeten Bronzen beschlagen, in den Türfüllungen und auf den Platten befanden sich Porzellaneinlagen aus Sèvres mit ähnlichen Blumengebinden. Auf die Kombination mit Porzellanplatten war vor allem der Ebenist Martin Carlin spezialisiert, aber auch Roger Vandercruse Delacroix und Adam Weisweiler. Tatsächlich wurden aufwändige Möbel mit Porzellan noch für die Wohnsitze von Napoleon hergestellt. Das belegt z.B. das prächtige Guéridon in Schloss Fontainebleau mit dem kobaltblauen Porzellanschaft, das fein mit pompeijanischen Ornamenten verziert ist; auf der runden Porzellanplatte befinden sich vier Medaillons mit mythologischen Darstellungen. Die Marmorplatten der großen dreibeinigen Guéridons zeigen manchmal eine ähnliche Bemalung wie Porzellan, allerdings war das eine Kaltbemalung mit der matten Optik eines Freskos, und hier bevorzugte man römisch-etruskische Motive wie z.B. bei dem Exemplar, das Adam Weisweiler und Pierre-Philippe Thomire zugeschrieben ist, heute in der Sammlung des Musée Marmottan, Paris. Generell waren kleine ovale Porzellanplatten mit Blumenbouquets im Stil der Louis XVI-Periode nicht mehr gefragt. Die hier vorgestellte Schatulle mit ihrer Kombination aus Stilelementen der Louis XVI-Periode und des Empire lässt eine Produktion in der Periode Napoléon III. vermuten, also die Zeitspanne nach 1850.

Literaturhinweise

Zu den mit Porzellanplatten dekorierten Möbeln im Louvre s. Alcouffe/ Dion-Tenenbaum/ Lefébure, Furniture Collection in the Louvre, Vol. 1, Dijon 1993, Nr. 72, 75 und 89.
Zu den Empire-Möbeln mit Porzellanplatten s. Samoyault, Mobilier Français Consulat et Empire, Paris 2009, Abb. 203 und 374.
Vgl. Bodinek, Raffinesse im Akkord, Bd. 2, Dresden 2018, S. 238, zwei ähnliche Blumenbouquets von Jean-Baptiste Monnoyer aus der Serie 'Liure de Plusieurs Corbeilles de Fleurs', Dresden SKD, Kupferstichkabinett, Inv. A 81627 und A 81628.