Plakette mit Kreuztragung Christi - image-1

Lot 70 Dα

Plakette mit Kreuztragung Christi

Auktion 1182 - Übersicht Köln
15.07.2021, 11:00 - The Exceptional Bernard De Leye Collection
Schätzpreis: 8.000 € - 10.000 €
Ergebnis: 11.874 € (inkl. Aufgeld)

Plakette mit Kreuztragung Christi

Silber. Hochrechteckig, acht kleine Löcher für Befestigung entlang der Kanten. Fein getriebene und gravierte dichte Darstellung von zwei Kreuzwegstationen. Der halb bekleidete Christus, unter dem Kreuz nach links schreitend, rechts hinter ihm Simon von Cyrene, den Balken anhebend. Links vor ihm kniend Veronika, das Schweißtuch reichend. Rechts vorne Johannes und Maria als Halbfiguren. Direkt hinter Christus ein Mann, eine Leiter tragend. Im Hintergrund römische Soldaten und die Umrisse einer Stadt. Ungemarkt. H 22,7, B 17,2 cm, Gewicht 237 g.
Deutsch, 17. Jh.

Die Franziskanermönche sorgten seit dem 13. Jahrhundert für die wachsende Popularität des gegangenen und gebeteten Kreuzwegs. Für sie ist die Frömmigkeit besonders an die Leidensmeditation gebunden. Im Spätmittelalter entstand das Bedürfnis, Kreuzwegstationen bildlich auszustatten. Das geschah zunächst in Form von Reliefs und Skulpturen. Mit der Entwicklung des Buchdrucks gewann die Ikonografie an Bekanntheit und wurde zum Propagandainstrument der römisch-katholischen Kirche. Albrecht Dürer hatte das hier gezeigte Thema schon vor 1500 als Holzschnitt visualisiert. Die kniende Veronika geht vermutlich unmittelbar auf seine Bildfindung zurück. Auch der nach vorne schreitende und gleichzeitig nach hinten gewandte Christus findet sich in nahezu all seinen Darstellungen. Der Silberschmied, der die Platte gestaltete, hat sich einer leider noch nicht gefundenen Vorlage bedient, die vermutlich im süddeutschen Raum zu suchen ist. Helmut Seling erfasste in seinem Standardwerk zu Augsburger Silber ein ähnliches Exemplar des Augsburger Silberschmieds Hans Jacob I Bair aus der Zeit um 1620 - 30. Seling vermutet, dass man verschiedene Vorlagen verwendete, die einen „allgemein italianisierenden Charakter gemeinsam haben“ (Bd. I, S. 58). Im Verlauf des 17. Jahrhunderts wurde der ursprünglich aus sieben Stationen bestehende Kreuzweg auf 14 ausgeweitet. Die hier vorgestellte ebenso wie die von Seling publizierte Plakette verbildlichen die Stationen 5 und 6 in zusammengefasster Form. Das Format war vermutlich für einen Hausaltar geschaffen.