Bedeutender barocker Doppelpokal
Elfenbein, gedrechselt. Aus mehreren Teilen zusammengefügtes/verzapftes Gefäß. Balusterschaft auf gewölbtem Fuß und zwei Schaftringen, leicht konkave Kuppa über wulstigem Anstieg. Mittig hochgewölbter Deckel mit identischem kleinerem Pokal als Handhabe. Loser kleiner Deckel mit Knauf in Form einer spitzen Fontäne. Älter restaurierte radiale Schwundrisse im Fuß und im Deckel, minimale Randchips, eine kleine Klebestelle an der Fontäne. H 43 cm.
Deutscher Fürstenhof (Dresden?), Ende 16./17. Jh.
Das Drechseln von Elfenbein war ein fürstlicher Zeitvertreib. Besonders Kurfürst August von Sachsen (1526 - 1586) war bekannt für seine manieristischen Schöpfungen, von denen viele ohne praktischen Nutzen einfach nur seine persönlichen ästhetischen Ansprüche befriedigten. Seine Objekte zieren heute die Vitrinen im Grünen Gewölbe und faszinieren immer noch die Besucher. In diesem Kontext ist auch der hier gezeigte Pokal zu betrachten, der bestimmt nicht zum Gebrauch gedacht ist, sondern Schönheit, Perfektion und edles Material vergegenwärtigt.
Provenienz
Antwerpener Sammlung.
Literaturhinweise
Vgl. SKD, Sammlung Grünes Gewölbe, Inv.Nr. II 463 ff, die Sammlung der Drechslerarbeiten des Kurfürsten August (1526 - 1586).
Vgl. Koeppe (Hg), Making Marvels. Science and Splendor at the Courts of Europe, New York 2019, Nr. 58, der neunteilige Kanister aus gedrehtem Elfenbein aus der Sammlung Bayerisches Nationalmuseum (R4843).