Lot 1687 Dα

Die Faszination, die von den Werken des niederländischen Malers Petrus van Schendel ausgeht, rührt zum einen von der stupenden maltechnischen Präzision der porzellanhaft glatten Oberfläche seiner Werke und zum anderen von der Kunstfertigkeit im Umgang mit künstlichen Lichtquellen wie Lampen und vor allem Kerzen, die zu subtilen, zuweilen theatralischen Beleuchtungseffekten führen.
Im vorliegenden Gemälde werden die drei Figuren im Vordergrund von der Flamme einer Kerze beleuchtet, während die Silhouetten der Architektur im Hintergrund lediglich diffus vom Mondlicht erhellt werden. Es handelt sich um den Groenmarkt in Den Haag, einen Gemüse- und Fischmarkt, auf dessen rechter Seite die St. Nicolaaskapel zu erkennen ist, sowie dahinter der Turm des alten Rathauses. Eine Verkäuferin mit breitkrempigen Strohhut sitzt hinter ihrem kleinen Marktstand, auf dem sie ihre Waren präsentiert. Sie ist mit einer ihr gegenüberstehende Kundin im Gespräch, die auf das reichhaltige Fischsortiment weist, während eine dritte Frau mit einem Korb auf dem Kopf den Blick auf den Betrachter gerichtet hat. So ergeben sich zwei Blickverbindungen, einerseits zwischen der Verkäuferin und ihrer Kundin und andererseits, die erste Blickverbindung kreuzend, zwischen der dritten Frau und dem Betrachter, der dadurch unmittelbar in die Figurengruppe eingebunden erscheint.
Unser 1851 datiertes Gemälde entstand in einer produktiven Phase des Künstlers, zu der auch der berühmte Fischmarkt in Rotterdam gehört (Abb. auf dem Umschlag von Jan M.M. de Meere: Petrus van Schendel (1806-1870), Leiden 2012). Es ist damit ein herausragendes Beispiel für die „Nocturnes“ des Künstlers, die nächtlichen Marktszenen bei Kerzen- oder Mondschein mit ihren raffinierten Hell-Dunkel-Kontrasten.
Wir danken Dr. Jan M.M. de Meere für die Bestätigung der Eigenhändigkeit Schendels auf der Grundlage digitaler Fotografien und die Unterstützung bei der Katalogisierung.