Johanna Schütz-Wolff - Ohne Titel - image-1

Lot 218 D

Johanna Schütz-Wolff - Ohne Titel

Auktion 1188 - Übersicht Köln
04.12.2021, 11:00 - Moderne und Zeitgenössische Kunst - Day Sale
Schätzpreis: 6.000 € - 8.000 €
Ergebnis: 31.250 € (inkl. Aufgeld)

Johanna Schütz-Wolff

Ohne Titel
1920

Gouache auf Velin 100,5 x 98,5 cm Rückseitig mit dem roten Stempel "NACHLASS J.S.-W." und dem Stempel "ARCHIV DER BURG GIEBICHENSTEIN" und dem Bleistiftvermerk Rep. 40/G/I/152" versehen. - Sehr farbfrisch erhalten. In den Rändern teils mit Knitterfalten, wenigem Farbabrieb und Nadellöchern in den teils etwas ausgerissenen Ecken.

Johanna Schütz-Wolff erfährt bereits sehr früh in ihrem Elternhaus die Förderung ihrer künstlerischen und kunsthandwerklichen Fähigkeiten. Der Vater ist Architekt, von Hessen nach Halle wegen einer Bürogemeinschaft gezogen, eröffnet aber selbst bald ein Studio für Architektur und Kunstgewerbe. Als Mitglied im Werkbund ist er ausgesprochen aufgeschlossen für die Neuerungen im Kunstgewerbe und Schöpfer zahlreicher bedeutender Architekturbauten. Die ältere Schwester Johannas studiert bei Henry van de Velde an der Kunstgewerbeschule in Weimar, Johanna nach einem Intermezzo ebendort, zieht zurück nach Halle und erlebt den modernen Aufschwung der Handwerkerschule Burg Giebichenstein unter dem Münchner Architekten Paul Thiersch. Die mit Thiersch 1916 in der Berliner „Sturm“ Galerie besuchte Franz Marc-Ausstellung beeindruckt Johanna Schütz-Wolff sehr. Ihr Interesse für den Expressionismus ist geweckt. Nach Stationen an der von Riemerschmid geleiteten Münchner Kunstgewerbeschule als Meisterschülerin von Fritz Ehmcke und der Möglichkeit für Peter Behrens in Berlin tätig zu werden, bietet Thiersch ihr 1920 die Leitung der neu eingerichteten Textilklasse an der Burg Giebichenstein an. Dieses Angebot nimmt sie wahr, nicht ohne zuvor während eines monatelangen Aufenthalts Maria Marc zu treffen und im Nachlass von Franz Marc zu schwelgen. Sie schmieden Pläne zur Umsetzung der Ideen Marcs in Emaille- und Textilarbeiten. Die Arbeiten Franz Marcs mögen auch zu einer Reihe von Temperawerken - zu der das hier angebotene zählt - hinsichtlich farblicher und stilistischer Kriterien geführt haben, die 1920 entsteht und die durch ihre kraftvolle Wildheit und frische Farbfülle überzeugt.

Provenienz

Burg Giebichenstein, Halle (Saale); Privatsammlung Bayern

Literaturhinweise

Johanna Schütz-Wolff. Textil und Grafik. Zum 100. Geburtstag, Ausst. Kat. Moritzburg/Diessen/Ahlen 1996/1999, vgl. Kat. Nrn. 29-31