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Lot 4 Dα

Schraubmedaille auf die Salzburger Immigranten in Preußen

Auktion 1193 - Übersicht Berlin
07.05.2022, 11:00 - Preußen-Auktion & Berlin Salon
Schätzpreis: 3.000 € - 4.000 €
Ergebnis: 2.375 € (inkl. Aufgeld)

Schraubmedaille auf die Salzburger Immigranten in Preußen

Silber. Avers mit der fein ziselierten Darstellung einer Salzburger Familie beim Verlassen der Heimat; darüber ein Schriftband mit graviertem Zitat aus der Apostelgeschichte: "Gehe aus deinem Lande und von deiner Freindschafft. Act 7. V 3". Revers Darstellung Friedrich Wilhelms I. bei der Begrüßung der Emigranten in Preußen; darüber die Fortsetzung des Zitats "und zeuch in ein Land, das ich dir zeigen will. Act 7. V 3.". Im Innern der komplette Satz von 17 runden, nummerierten und aufwändig handkolorierten Kupferstichen mit Darstellungen des religiösen Lebens im Salzburger Land; darüber jeweils ein Schriftband mit dem entsprechenden Bibelzitat. Verso farbige Blumendarstellungen in Freihandmalerei. Die einzelnen Blätter mit Verbindungsstegen kreisförmig angeordnet, mit einer Darstellung des Guten Hirten im Zentrum. Montiert in die Deckelinnenseiten zwei kolorierte Landkarten, bezeichnet "ERZBISTH. SALZBURG" und "KÖNIGREICH PREUSSEN", die eine signiert "Daniel Höckhinger exc. A.V." Die Stiche in schöner Erhaltung; Verbindungsstege teils gelöst. D 4,5; H 0,5 cm, Gewicht 23 g.
Augsburg, Daniel Höckhinger, um 1732.

Nach jahrelangen Repressalien gegen die protestantische Minderheit erließ der Salzburger Fürstbischof Leopold Anton von Firmian am 31. Oktober 1731 ein Emigrationsedikt, das alle, die nicht katholischen Glaubens waren, des Landes verwies. Im Frühjahr des Jahres 1732 mussten mehr als 20.000 Protestanten aus dem gesamten Fürststift Salzburg ihre Heimat verlassen. Aufnahme fanden sie unter anderem in Preußen: König Friedrich Wilhelm I. gewährte den Salzburger Einwanderern günstige Bedingungen für ihre Ansiedlung in Ostpreußen. So erreichte er zum einen die Wiederbesiedlung der von der Pest entvölkerten Ländereien und konnte sich darüber hinaus als Führer der Protestantischen Bewegung in Deutschland und Europa profilieren. Preußens Bevölkerung nahm die „Exulanten" begeistert auf. Neben Predigten, Druckschriften, Gedichten, Liedern und Flugblättern entstanden in dieser Zeit Schraubmedaillen mit Bilderzyklen, um das Schicksal der Vertriebenen öffentlich zu machen. Weitere Exemplare befinden sich im Kunsthistorischen Museum Wien und im Deutschen Historischen Museum, Berlin.

Literaturhinweise

Vgl. Marsch, Die Salzburger Emigration in Bildern, Weissenhorn 1986, S. 95: "Besonders sorgfältig in seiner Ausführung ist der Einlagenzyklus von Daniel Höckhinger; diesen gibt es als Variante auch im ovalen Bildformat. […] [Seine] Erzählung reicht […]bis zur Ankunft in Königsberg und bis zum Haus- und Feldbau in der neuen Heimat". Zu Remshard vgl. Thieme/Becker Band 28, S. 151.