Sehr große Stele des Surya. Schwarzer Stein. Nordost-Indien, Bihar. 11./12. Jh.
Der Sonnengott steht in samapada-Haltung und in Stiefeln auf einer Plinthe, darunter die sieben Pferde seines Wagens und der Wagenlenker Aruna als Halbfigur. Seine beiden Hände sind in varadamudra gehalten, aus ihnen entwachsen Lotosstängel mit großen Blüten in Schulterhöhe. Die Figur trägt einen dhoti mit stilisierten Falten, ein Schalband liegt über den Unterarmen, geschmückt ist er mit einer Tiara mit Diadem, einem Collier und dem Heiligen Faden. Surya wird flankiert vom dickbäuchigen Pingala mit Tintenfass und Feder und dem schlanken Dandin mit Schwert sowie den kleinen Figuren von Usa und Pratyusa, die mit ihren Pfeilen die Dunkelheit vertreiben. Über ihnen sitzen und stehen die acht der Neun Planeten (navagrahas), der neunte Planet ist Surya selber. Im Giebelfeld sind himmlische Wesen mit Girlanden und eine kirttimukha mit aus den Mundwinkeln hervortretenden Ranken dargestellt.
H 101,5 cm
Die Besonderheit dieser Stele ist nicht nur ihre ungewöhnliche Größe, sondern auch die Darstellung des Surya zusammen mit den anderen acht Planeten. Lediglich in den National Museums Scotland in Edinburgh (https://www.nms.ac.uk/explore-our-collections/collection-search-results/figure/391138) befindet sich eine thematisch vergleichbare Stele.
Provenienz
Sammlung Kurt Erwin Stavenhagen (Frankfurt 1899-1984 Mexiko-Stadt), angeboten bei Dr. Ernst Hauswedell, Hamburg, 27.11.1961, Los 55 (Taxe 13.500) und Dr. Ernst Hauswedell, Hamburg, 26.11.1962, Los 29 (Taxe 12.500)
Georg L. Hartl, Antike Kunst des indisch-chinesischen Kulturkreises, abgebildet im Prospekt anlässlich der 7. Westdeutschen Kunstmesse vom 20.-28.3.1976
Sammlung Jansen, erworben auf der 7. Westdeutschen Kunstmesse vom 20.-28.3.1976 in Düsseldorf (Quittung für DM 15.000 vom 27.3.1976 liegt vor)
Literaturhinweise
Publiziert in: Kunst und Antiquitäten auf der Westdeutschen Messe, in: Weltkunst, 1. März 1976, S.343 und G. L. H. (Georg L. Hartl), Eine Surya-Stele auf der Westdeutschen Kunstmesse, in: Weltkunst, 15. März 1976, S.521