Michaelina Wautier
Charles Wautier - Porträt von Don Francisco Fernandez de la Cueva (1619-1676), 8. Herzog von Albuquerque, Vizekönig von Neuspanien (1653-1660) und Vizekönig von Sizilien - image-1

Lot 1567 Nα

Michaelina Wautier Charles Wautier - Porträt von Don Francisco Fernandez de la Cueva (1619-1676), 8. Herzog von Albuquerque, Vizekönig von Neuspanien (1653-1660) und Vizekönig von Sizilien

Auktion 1209 - Übersicht Köln
19.11.2022, 11:00 - Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen 14.-19. Jh.
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €
Ergebnis: 100.800 € (inkl. Aufgeld)

Michaelina Wautier
Charles Wautier

Porträt von Don Francisco Fernandez de la Cueva (1619-1676), 8. Herzog von Albuquerque, Vizekönig von Neuspanien (1653-1660) und Vizekönig von Sizilien

Öl auf Leinwand. 68,5 x 56,2 cm.
Oben links Signaturreste: Wa ....

Ein bemerkenswertes Büstenporträt des 8. Herzogs von Albuquerque, Don Francisco Fernandez de la Cueva, später Vizekönig von Neuspanien und Sizilien, der während seines Aufenthalts in Flandern zwischen 1640-1643 zum General der Kavallerie ernannt wurde und an der berühmten Schlacht von Rocroi (1643) teilnahm. In dieser Zeit posierte er für die Wautiers, Maler des flämischen Barocks, nach dem Vorbild seiner Verbündeten General Andrea Cantelmo (der von Michaelina Wautier porträtiert wurde, 1643) und Charles Albert de Longueval, Graf von Bucquoy (der von Charles Wautier porträtiert wurde). Von einem Mann, der eine so zentrale Rolle bei der Etablierung Spaniens in der Neuen Welt spielte und dessen Interesse an der Kunst groß war, würde man nicht weniger erwarten, denn er leitete den Bau der Kathedrale von Mexiko-Stadt.
Der Herzog mit dem langen, gelockten Haar, das von einem Hut gekrönt wird, trägt einen langen Spitzenkragen, eine Schärpe aus roter Seide über einem Mantel aus gepanzerter Rüstung und einen zeremoniellen Kommandostab, traditionell das Zeichen eines hochrangigen Offiziers. Der Stil der Geschwister Wautier ist hier leicht zu erkennen, und ihre Urheberschaft wird durch die Reste einer Signatur "Wa[...]" in der linken oberen Ecke bestätigt. Diese Art von Schrift ist eher die von Michaelina, da ihr Bruder normalerweise in Großbuchstaben signiert. Dennoch ist es umstritten, ob das Werk Michaelina oder ihrem Bruder Karl zugeschrieben werden soll. Wir erkennen vor allem die Pinselführung und den Impasto der Augen, die mit denen der Heiligen Agnes auf dem Gemälde "Zwei Mädchen als Heilige Agnes und Dorothea" (Museum Antwerpen) von Michaelina Wautier vergleichbar sind. Die charakteristischen Elemente dieses Porträts und der Vergleich mit den signierten Werken legen nach Ansicht von Sanzsalazar nahe, dass es sich um ein Werk von Michaelina handelt. Trotz des militärischen Charakters dieses Porträts, das Macht und Autorität ausdrückt, gibt es auch ein Gefühl von Emotion und Intimität, wobei die Darstellung der Augen des Dargestellten ein Gefühl der Verletzlichkeit verleiht, das ganz ihr eigen ist. Das Porträt des Herzogs von Alburquerque weist deutliche Parallelen zu dem Porträt eines Mannes (Antonio Pimentel de Prado, Museum der Schönen Künste in Brüssel, signiert und datiert 1646 von Michaelina) auf, und zwar in Bezug auf Komposition, Farbpalette und Stil. Sanzsalazar hebt als besonders vergleichbar die Behandlung der Haare, den Aufbau des Gesichts, die Plastizität der Hauttöne und die Gestaltung der Augen hervor, die eine sehr charakteristische Klarheit aufweisen, die ihnen eine emotionale Tiefe verleiht. Der frontale Blick wird vermieden, wie es bei Michaelinas Porträts von Martino Martini und ihrem Bruder Pierre Wautier der Fall ist; ganz anders als bei den signierten Porträts von Charles Wautier (siehe das Porträt eines Mannes von 1656 im Museum der Schönen Künste in Brüssel oder das Porträt des Abtes Michel Neutre, Museum der Schönen Künste in Mons).
Unbestreitbar ist, dass die Geschwister Wautier ihre Arbeit, ihr Atelier und ihr Leben miteinander teilten und dass sie Zugang zur höchsten militärischen Elite hatten, wobei Erzherzog Leopold Wilhelm zu ihren wichtigsten Förderern gehörte. Obwohl Michaelina und Charles nicht nur in Brüssel, sondern auch darüber hinaus sehr produktive und talentierte Künstler waren, scheint die Anerkennung und Wertschätzung, die sie sich im Laufe ihres Lebens erarbeitet haben, für lange Zeit verflogen zu sein; sie gerieten in den Chroniken der Kunstgeschichte jahrhundertelang in Vergessenheit und wurden erst kürzlich mit Werken wie diesem brillanten, von kompromissloser Wahrheit geprägten Porträt wiederentdeckt.


Die Echtheit dieses Werks, das von einem der Geschwister Wautier stammt, wurde von Jahel Sanzsalazar bestätigt und war Gegenstand zahlreicher Studienartikel.

Provenienz

Sammlung Don Francisco Fernandez de la Cueva (1616-1676). - Im Erbgang Ana de la Cueva Diez de Acero (1727) und Francisco Fernandez de la Cueva (1733). - London, Privatsammlung.

Literaturhinweise

Jahel Sanzsalazar: Encarar el miedo. Don Francisco Fernandez de la Cueva, VIII duque de Albuquerque: Sobre su estancia en Flandes y su retrato por los hermanos Michaelina y Charles Wautier, in: Philostrato. Revista de Historia y Arte 7, 2020, S. 61-98, Abb. 1. In englischer Sprache erschienen in Art & Deal, Okt. 2021, S. 40-59, Abb. 1.- Jahel Sanzsalazar: The Stuarts and the Wautier Siblings. Portraits of a Royal Family in Exile / Los Estuardo y los Wautier. Retratos de una familia real en exilio, in: Philostrato. Revista de Historia y Arte 9, 2021, S. 41-43, fig. 8.