Lot 5 D

In seiner fast 5 Jahrzehnte umspannenden Karriere ist der italienische Künstler Claudio Parmiggiani seinen charakteristischen Themen immer treu geblieben. Berühmt für seine großen Installationen, die oft Fragmentierung (Glasscherben) oder Poetik (Harfen mit Schmetterlingen) thematisieren, hat er das, was man als Beschäftigung mit den Motiven der Abwesenheit, der Spur und der Erkundung der Rolle des Einzelnen in der Welt betrachten könnte, in Kunst umgesetzt. Vor allem die Idee der Abwesenheit von Objekten - wie etwa von Gegenständen, die von ihrem Standort entfernt wurden - hat ihn zu der Serie "Delocazione" inspiriert. Man muss sich den physischen und logistischen Aufwand vorstellen, der mit der Produktion dieser Tableaus verbunden ist. Die örtliche Feuerwehr muss gerufen werden, Parmiggiani platziert dann vorsichtig Gegenstände wie Bücherregale oder Duschvorhänge vor einer Holztafel. Ein kontrolliertes Feuer wird entfacht und um den dunklen Ruß zu erzeugen, werden Reifen verbrannt. Der Rauch wird in den Raum mit den Artefakten geleitet und muss sich dort 3 Tage lang als Ruß absetzen. Beim Betreten des grauen und staubigen Arbeitsbereichs werden die eigentlichen Gegenstände dann entfernt, und der Umriss bleibt auf der Platte und wird später imprägniert. In dem vorliegenden Werk erkennen wir den Umriss einer weiblichen Figur. Gleichzeitig wird das Bewusstsein über das Vergehen der Zeit, der Abwesenheit und der Vergeblichkeit geweckt. Es ist fast so, als betrachte man die Erinnerung an ein Objekt und nicht das Objekt selbst. Der 1943 in Luzzara geborene Künstler scheut sich nicht vor der Körperlichkeit des Prozesses und achtet darauf, dass die Lyrik seiner Themen transportiert wird. Als Schriftsteller und Liebhaber der Poesie, stehen Claudio Parmiggiani‘s Rußarbeiten in einer direkten Linie zu Werken von Yves Klein, Alberto Burri u.a., die in den 1950er Jahren mit Hilfe des Mediums Feuer entstanden sind.