Rechaud mit Cloche für Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen und Prinzessin Victoria
Silber. Auf vier Füßen das runde, àjour gearbeitete Rechaud mit eingestelltem Brenner. Darüber eine flache Platte mit glattem Spiegel; die schmale Fahne mit godroniertem Rand. Die aufgewölbte Cloche mit einem umlaufenden profilierten Reif mit gewundenen Bändern und Akanthus, als Knauf die plastisch ausgeführte preußische Königskrone auf einem Kissen mit Posamenten. Schauseitig ein graviertes, von Wilden Männern flankiertes Allianzwappen unter der preußischen Königskrone: vorn das Mittlere Wappen des Königreichs Preußen in der Form von 1864 - 1873. Hinten das Wappen des britischen Königshauses Sachsen-Coburg und Gotha. Marken: Rechaud und Platte mit Feingehaltstempel 875, Herstellermarke Sy & Wagner (1854 - 1933, Hoflieferanten, Scheffler Nr. 460). Verschlagene niederländische Repunzierung. Die Cloche und der eingestellte Brenner ungemarkt. H 30; D 28,4 cm, Gesamtgewicht 3.481 g.
Berlin, Sy & Wagner, 1864 - 1873.
Das gravierte Allianzwappen bezieht sich auf das preußische Kronprinzenpaar Friedrich Wilhelm, den späteren Kaiser Friedrich III., und Prinzessin Victoria, als älteste Tochter Queen Victorias eine britische Princess Royal aus dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha.
Das Paar heiratete am 25. Januar 1858 in der Kapelle des St. James's Palace in London; unser Rechaud wurde also offenbar als Ergänzung des Hochzeitssilbers bei Sy & Wagner in Berlin in Auftrag gegeben.
Provenienz
Niedersächsische Privatsammlung.
Literaturhinweise
Der Dekor der Cloche entspricht dem Tafelservice "nach englischen Formen", das schon anlässlich der Hochzeit der Eltern des Prinzen 1829 bei Hofjuwelier Hossauer bestellt worden war und von mehreren Regenten bei verschiedenen Lieferanten nachbestellt wurde. Vgl. dazu Melitta Jonas, Gold und Silber für den König, Berlin 1998, S. 64, Nr. 2. Zum Typus vgl. auch Kat. Kaiserliches Gold und Silber, Schätze der Hohenzollern aus dem Schloss Huis Doorn, Berlin 1985, S. 109.