Lot 38 D

„Figurale – Phyllis“ gehört zu der Gruppe der sogenannten Fugalen Bilder, die einen Neubeginn in seinem künstlerischen Oeuvre markierten. Als Ausgangspunkt ist ein Aufenthalt in Worpswede zu sehen, wo Nay auf Einladung des Bremer Galeristen Michael Hertz an einer Folge von zehn Farblithographien arbeitete. Für diese Drucktechnik musste der Künstler seine Kompositionen in Einzelformen separieren und in Farbgruppen zusammenfassen, um sie im Druckvorgang von mehreren Lithosteinen wieder zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Diese Art der formalen Durcharbeitung setzte Nay auch in seinen malerischen Werken fort. Obgleich die Fugalen Bilder gegenstandslos erscheinen, gehen sie von Menschendarstellungen aus. Nay abstrahierte das figurative Vorbild weitestgehend und übersetzte es bildfüllend in schmale ausschwingende Bänder, Dreieck- und Bogenformen – inspiriert von den Wiederholungen und Umkehrungen einer musikalischen Fuge, die der Werkgruppe ihren Namen gab. Damit entwickelt er ein eigenständiges Amalgam zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion.
Die durch unterschiedliche Helligkeitswerte scharf gegeneinandergesetzten Elemente der „Figurale – Phyllis“ werden dominiert von einem kräftigen, kühlen Grün, das auf seinen Komplementärkontrast Violett trifft. Spitze Winkel und sanfte Bögen halten sich die Waage und gehen eine ungemein spannungsreiche, aber harmonische Einheit ein.