Ernst Wilhelm Nay war zeitlebens anders: Sein Werk lässt sich keiner Kunstrichtung zuordnen, der Künstler, der zu den bedeutendsten Malern der deutschen Nachkriegszeit zählt, artikulierte sich in seiner ganz eigenen Farb- und Formsprache, die er in mehreren Phasen entwickelte, wobei er das Gegenständliche früh verließ.
(...) WeiterlesenErnst Wilhelm Nay - Frühe künstlerische Versuche als Autodidakt, Unterricht bei Karl Hofer
Ernst Wilhelm Nay wurde am 11. Juni 1902 in Berlin geboren. Er war das zweite von sechs Kindern des Regierungsrates Johannes Nay und seiner Frau Elisabeth. Ab 1912 besuchte er das Humanistische Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf, 1914 verlor er seinen Vater im Ersten Weltkrieg. 1915 wechselte Nay auf das Internat Schulpforta in Thüringen; dort erwachte sein Interesse an der modernen Kunst und er unternahm erste Malversuche. Nachdem er 1921 das Abitur abgelegt hatte, begann er in der Berliner Buchhandlung Gsellius eine Buchhandelslehre, die er allerdings nach wenigen Monaten wieder abbrach. Als Autodidakt übte sich Ernst Wilhelm Nay weiter in der Malerei, es entstanden frühe Porträts und Landschaftsbilder. Während er sich seinen Lebensunterhalt als Buchverkäufer im Kaufhaus des Westens sowie aushilfsweise als Filmarchitekt verdiente, besuchte er gleichzeitig einen Abendkurs für Aktzeichnen an der Kunstgewerbeschule in Berlin. Drei seiner Frühwerke reichte Nay schließlich bei Karl Hofer ein, um sich für die Akademie der Bildenden Künste zu bewerben. Auf Hofers Fürsprache hin erhielt Nay ein Stipendium und durfte sein »Bildnis Franz Reuter« auf der Frühjahresausstellung der Preußischen Akademie der Künste präsentieren. Außerdem nahm Hofer den begabten Autodidakten in seine Malklasse auf und machte ihn sogar zu seinem Meisterschüler.
Erste Verkäufe, Hochzeit und politische Diffamierung
Ernst Wilhelm Nay konnte noch während seines Malstudiums erste Werke an Museen in Hannover und Lübeck verkaufen. Der Kunsthistoriker Carl Georg Heise vermittelte Ney einen Aufenthalt auf der Insel Bornholm, der den Künstler zu seiner erfolgreichen Serie »Strandbilder« anregte. 1931 führte ein Stipendium der Villa Massimo in Rom zu einer Reihe von abstrakten Bildern im Kleinformat. 1932 heiratete Ernst Wilhelm Nay seine erste Frau Helene Kirchner, genannt Elly, die er als Modell an der Berliner Akademie kennengelernt hatte. Im selben Jahr machte er die Bekanntschaft des Münchner Kunsthändlers Günther Franke, der sich in den Folgejahren als treuer Freund und Förderer erwies. Während Ernst Wilhelm Nay in dieser Zeit einerseits künstlerische Erfolge feiern konnte, hatte er andererseits mit politisch motivierter Ablehnung zu kämpfen, die sich in Hetzartikeln in Zeitschriften und endlich in einem Ausstellungsverbot entlud. Als einige seiner Bilder beschlagnahmt wurden, half ihm Edvard Munch und finanzierte eine Reise nach Norwegen. Bei zwei Besuchen auf den Lofoten schuf Nay die »Lofotenbilder«. 1940 erfolgte die Einberufung zum Kriegsdienst. Um seine Bilder vor der Zerstörung zu bewahren, schickte er einen Großteil seines Werkes in die Lausitz zu einem Onkel, sein Atelier wurde tatsächlich bei einem Bombenangriff vernichtet.
Erfolgreiche Nachkriegsjahre, Biennale- und documenta-Teilnehmer
Den Krieg überstand Ernst Wilhelm Nay als Kartenzeichner, nach seiner Entlassung durch die Amerikaner vermittelte ihm Hanna Bekker vom Rath ein kleines Atelierhaus. Dank guter Kontakte fasste er schnell wieder Fuß, konnte bereits 1946 seine erste Nachkriegsausstellung durchführen. 1948 beteiligte er sich an der Biennale in Venedig, große Beachtung fand die von der griechischen Mythologie angeregte Bilderserie »Hekate«. 1949 heiratete er nach der Scheidung von seiner ersten Frau zum zweiten Mal, 1951 übersiedelte er nach Köln. 1954 begann er mit den »Scheibenbildern«. Nay verfasste kunsttheoretische Schriften, nahm mehrmals an der documenta in Kassel teil und war Mitglied im Deutschen Künstlerbund. Für seine international gefeierten Werke erhielt Ernst Wilhelm Nay Preise und Auszeichnungen, schon zu Lebzeiten wurde er mit umfassenden Retrospektiven gewürdigt. Ernst Wilhelm Nay starb am 8. April 1968 in Köln an Herzversagen.
Ernst Wilhelm Nay - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden:
Ernst Wilhelm Nay -
Vega
Ernst Wilhelm Nay -
Jota