Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt - Christus als Schmerzensmann - image-1

Lot 2010 Dα

Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt - Christus als Schmerzensmann

Auktion 1231 - Übersicht Köln
18.11.2023, 11:00 - Alte Kunst und 19. Jahrhundert, Teil I
Schätzpreis: 200.000 € - 240.000 €

Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt

Christus als Schmerzensmann

Öl auf Holz. 83 x 55,5 cm (oben abgerundet).

Diese Darstellung des Schmerzensmanns stellt gemäß Prof. Dr. Gunnar Heydenreich „ein qualitätsvolles Werk von Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt“ dar, das zwischen 1537 und 1540 entstanden ist (Gutachten vom 18.7.2023). Das Werk, so Heydenreich, zeichne sich „in wesentlichen Bereichen (Hände, Gesicht, Augen, Dornenkrone…) durch eine hohe malerische Qualität aus.“ Die materialtechnischen Untersuchungen haben überdies ergeben, dass wesentliche Merkmale des Bildträgers anderen authentischen Werken der Werkstattproduktion entsprechen und es sich bei der Bildgröße um das häufig verwendete Standardformat „D“ handelt. Im Hinblick auf die Unterzeichnung des Gemäldes heißt es: Die „mit einem trockenen Medium frei gezeichnete Kompositionsanlage auf dem Malgrund lässt sich in ähnlicher Form auf anderen Werken Lucas Cranachs d. Ä. erkennen“.
Christus zeigt sich dem Betrachter mit seinen Wundmalen, mit leidendem Antlitz, auf einer Steinbrüstung sitzend und mit seinem von der Geißelung gezeichneten Körper. Die Hände hängen kraftlos herab, in der Linken hält er Rute und Geißel, sodass die Wundmale sichtbar werden. Der Schmerzensmann als Einzelfigur – ohne Assistenzfiguren und ohne Beiwerk – stellt die intensivste Umsetzung dieses Bildthemas im Œuvre Cranachs dar. Hier ist die Zwiesprache zwischen dem leidenden Christus – mit den Wunden der Kreuzigung, aber lebend – und dem Betrachter am unmittelbarsten. Die Ikonografie des Schmerzensmanns nimmt seit dem Mittelalter eine zentrale Bedeutung in der christlichen Kunst ein und ist bis in die Reformationszeit – auch bei den Protestanten – weitverbreitet, erst im Laufe des 16. Jahrhunderts verliert sie an Beliebtheit. Unter Lucas Cranach erfährt die Darstellung noch einmal eine letzte große Blüte, der Künstler widmet sich ihr immer wieder, sowohl für Altar- wie auch für Andachtsbilder, vor allem um 1515 und dann wieder in den Jahren nach 1537, in die auch diese Tafel datiert wird.

Zertifikat

Prof. Dr. Gunnar Heydenreich, Diana Blumenroth, CICS, TH Cologne, technical analysis report 23-0549, 18.7.2023.

Provenienz

Auktion Weinmüller, München, 22./23. Juni 1960, Lot 868. - Hessische Adelssammlung.