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Lot 2166 Dα

Franz Xaver Winterhalter - Bildnis Gabrielle de Lagrené

Auktion 1231 - Übersicht Köln
18.11.2023, 11:00 - Alte Kunst und 19. Jahrhundert, Teil I
Schätzpreis: 50.000 € - 70.000 €

Franz Xaver Winterhalter

Bildnis Gabrielle de Lagrené

Öl auf Leinwand. 62 x 52 cm (oval).
Signiert und datiert unten links: FXWinterhalter / Paris 1853 (FXW ligiert).

Franz Xaver Winterhalter - kaum ein anderer Portraitmaler des 19. Jahrhunderts war derart einflussreich wie der deutsche Künstler aus dem beschaulichen Schwarzwald. Wie vielleicht nur Thomas Lawrence vor ihm war er ein künstlerisches Ereignis von gesamteuropäischen Dimensionen. Seine Bildnisse von Elisabeth von Österreich-Ungarn („Sisi“, Abb. 1) oder Queen Victoria, die er oftmals gemalt hat, prägen bis heute deren Image als junge Monarchinnen. Die Nachwelt, davon war Queen Victoria beim Tod Winterhalters überzeugt, werde dessen Werke dereinst mit jenen Antonis van Dycks gleichsetzen.
Die Karriere Franz Xaver Winterhalters zum Bildnismaler des europäischen Hochadels verlief geradlinig und rasant. Der Ausbildung an der Hochschule in Karlsruhe (1819) folgt die Einschreibung an der Münchener Kunstakademie und der Eintritt in das Atelier Josef Stielers. Im Jahr 1834 wird er zum Hofmaler des Großherzogs von Baden ernannt, Ende des Jahres jedoch siedelt er bereits nach Paris über – da war er kaum 30 Jahre alt. Sehr bald malt er die Monarchen, Fürsten und Prinzen Europas: König Louis Philippe von Frankreich, Leopold I., König der Belgier, Queen Victoria, später Kaiser Napoleon III. und Kaiserin Eugénie, zudem Mitglieder des Hochadels aus Frankreich, Deutschland, England und Russland. Zu seinen wichtigsten Auftraggebern zählen Queen Victoria und das englische Königshaus, Winterhalter pendelt zeitweilig zwischen den Metropolen Paris, London und Brüssel, mit Abstechern nach Baden-Baden und anderen europäischen Städten. Während der Monate, die er in England verbringt, nimmt er seinen Wohnsitz im Buckingham Palace oder auf Schloss Windsor.
Als Winterhalter im Jahr 1853 das Portrait der jungen Gabrielle de Lagrené malt, ist er auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Nach der Selbstproklamation Napoléon III. zum Kaiser der Franzosen im Jahr zuvor erhält er den Auftrag für das offizielle Staatsportrait (Abb. 2), ein Jahr darauf wird er kaiserlicher Hofmaler – er ist nun einer der führenden Künstler im Paris des Second Empire. Das ovale Bildnis der Gabrielle de Lagrené ist ein beispielhafter Auftrag, wie ihn Winterhalter für den französischen Adel ausführt, der danach trachtet, seine Töchter gleich den stilbildenden Monarchinnen und Prinzessinnen portraitieren zu lassen. Gabrielle war die älteste Tochter von Théodose, Comte de Lagrené, hochrangiger französischer Diplomat und Pair de France, und Marie Varinska de Doubinski (Doubenskaïa), Hofdame der russischen Zarin. Lagrené ist unter anderem in Sankt Petersburg, Darmstadt und Peking stationiert, dort handelt er 1844 den Vertrag von Huangpu mit China aus. Gabrielle wird 1835 in Darmstadt geboren, sie ist somit 18 Jahre alt, als das Bildnis entsteht, wohl der Anlass für den Bildnisauftrag. Das Portrait vereinigt die Qualitäten der Damenbildnisse Winterhalters, für die er geschätzt wurde: die Balance zwischen Idealisierung und Individualität in der Wiedergabe des Antlitzes; die Eleganz der Figurenkomposition im Oval; das Erfassen der Materialität der kostbaren Stoffe, namentlich des kostbaren Schals aus Organza; nicht zuletzt die Wiedergabe des emailhaft schmelzenden Inkarnats und der weichen dunklen Haare, die das Gesicht umrahmen.

Abb. 1/Ill. 1: Franz Xaver Winterhalter, Portrait Elisabeth von Österreich-Ungarn / Elisabeth of Austria-Hungary, Kunsthistorisches Museum, Wien/Vienna © bpk / DeAgostini / New Picture Library / G. Nimatallah
Abb. 2/ill. 2: Nach/After Franz Xaver Winterhalter, Portrait Napoléon III, Châteaux de Versailles et de Trianon, Versailles © bpk / RMN - Grand Palais / Gérard Blot

Provenienz

Süddeutsche Privatsammlung.