Emil Nolde - Abend über Nordfriesland - image-1

Lot 14 D

Emil Nolde - Abend über Nordfriesland

Auktion 1233 - Übersicht Köln
01.12.2023, 18:00 - Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 120.000 € - 140.000 €
Ergebnis: 126.000 € (inkl. Aufgeld)

Emil Nolde

Abend über Nordfriesland
Um 1930/40

Aquarell auf handgeschöpftem Japanpapier. 34,6/9 x 46,5/47,1 cm. Unten rechts in schwarz signiert 'Nolde'. - In sehr schöner, farbfrischer Erhaltung.

Neben figürlichen Darstellungen und Blumen zählen die Landschaften in Aquarelltechnik von Emil Nolde zu seinen bedeutendsten Schöpfungen. Mit großer Leichtigkeit der Pinselführung und einem sicheren Gespür für die Auswahl der Farben schuf Nolde in unmittelbarem Kontakt zur Natur und ohne Vorzeichnung faszinierende Bilder der ihn umgebenden nordfriesischen Landschaft: „Zuweilen malte auch ich in frierenden Abendstunden und sah es gern, wenn auf dem Papier die Farben in kristallenen Sternen und Strahlungen sich setzten.“ (Emil Nolde, Mein Leben, Köln 1990, S. 144). In diesem Sinne dürfte auch das vorliegende Aquarell „Abend über Nordfriesland“ in der Natur unweit von Noldes Wohnort Utenwarf entstanden sein. An einen schmalen Streifen zur Darstellung des grünen Weidelandes schließen sich am Horizont vereinzelte Gehöfte an, die sich unter dem flammend rot-gelb-violetten Himmel nahezu auflösen. Ein derart dramatisches abendliches Naturschauspiel ist kaum woanders als in Noldes nordfriesischer Heimat zu finden, in der er sich nach Stationen in München, Berlin und auf der dänischen Insel Alsen 1916 endgültig niedergelassen hatte.
Unter den künstlerischen Vorbildern für Noldes Schaffen sind die Aquarelle von William Turner, die er in der Tate Gallery gesehen hatte. Der Brite hat wie kein anderer Künstler seine englische Landschaft und das Meer bei jedem Wetter und unter verschiedenen Lichtbedingungen in zahlreichen Aquarellen eingefangen. Während Turner meist an der Südostküste Englands gemalt hatte, blickte Nolde nun von Osten aus auf dasselbe Meer (vgl. Emil Nolde. Glühender Farbenrausch, Köln 2018, S. 30). Dabei ging es beiden nie um ein genaues Abbild der Natur, sondern um die subjektive Umsetzung der von Licht, Wind und Wasser bestimmten Atmosphäre.

Provenienz

Jolanthe Nolde, geb. Erdmann (1921-2010), Nachlass; seitdem in Familienbesitz