Emil Nolde - Kindheit in bescheidenen Verhältnissen, Lehre als Schnitzer und Zeichner
Emil Nolde wurde am 7. August 1867 als Emil Hansen in Nolde, damals Ortsteil des heute dänischen Kirchspiels Burkal, geboren. Er war der jüngste von drei Brüdern, später kam noch eine jüngere Schwester hinzu. Die Kindheit auf dem bäuerlichen Gut der Eltern gestaltete sich arbeitsam und entbehrungsreich, für künstlerische Anwandlungen blieb kaum Zeit. Trotzdem entschied sich Emil Nolde 1884 für eine Ausbildung zum Zeichner und Schnitzer in der Kunstgewerbeschule in Flensburg, wo er sich unter anderem an der Restauration des berühmten Brüggemann-Altars des Doms von Schleswig beteiligte. Im Anschluss arbeitete er für verschiedene Möbelfabriken in mehreren deutschen Städten, darunter Karlsruhe, München und Berlin. Während einer Lehrtätigkeit in St. Gallen lernte er den Schweizer Rechtshistoriker Hans Fehr kennen, zu dem er eine lange Freundschaft pflegte. Erste Bekanntheit erlangte Emil Nolde mit seinen kleinformatigen, farbigen Zeichnungen der Schweizer Berge.
Mitglied der »Brücke«, Erfolg mit Blumenaquarellen in Seebüll
Weil die Münchner Akademie ihn ablehnte, nahm Emil Nolde privaten Malunterricht bei Adolf Hölzel, ehe er mit der Malerin Emmi Walther nach Paris ging und die Académie Julian besuchte. Ab 1902 benannte sich Emil Nolde nach seinem Heimatdorf, im selben Jahr heiratete er seine erste Frau, die dänische Schauspielerin Ada Vilstrup. Von 1906 bis 1907 war er Mitglied der Künstlervereinigung »Brücke« und traf in Berlin Edvard Munch. Auch wenn sein Engagement in der »Brücke« nur kurz währte, erwies es sich doch als folgenreich. Er führte Radierungen in die Gruppe ein und vermittelte den Kontakt zu dem wichtigen Hamburger Mäzen Gustav Schiefler. Eine Zeit großer Erfolge feierte er in seiner Wahlheimat Seebüll, wo er ideale Bedingungen vorfand, um zahlreiche seiner berühmten Blumenaquarelle zu schaffen. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs konnte Nolde eine deutsche Expedition nach Neuguinea begleiten und auf dieser Reise auch viele inspirierende Eindrücke aus China, Japan, Ceylon, Birma und Ägypten sammeln.
Malverbot trotz Unterstützung des NS-Regimes
Emil Nolde glaubte an die Überlegenheit der germanischen Kunst und stemmte sich ausdrücklich gegen eine »Überfremdung« durch französische und andere Einflüsse; folgerichtig begrüßte er die nationalsozialistische Machtübernahme mit seiner Unterschrift unter den berüchtigten Aufruf der Kulturschaffenden zur Unterstützung Adolf Hitlers. Seine antisemitischen Überzeugungen lebte er unter anderem im Kampf gegen den jüdischen Kunsthändler Paul Cassirer und Malerkollegen wie Max Liebermann aus. Der Führer dankte ihm diese Vasallentreue schlecht: 1941 wurde Nolde als Vertreter der ungeliebten modernen Kusnt mit einem Malverbot belegt, fortan musste er seinen Lebensunterhalt wie in seinen kargen Anfangsjahren mit kleinformatigen Aquarellen bestreiten – der Künstler nannte diese Werke seine »ungemalten Bilder«. Nach dem Krieg erhielt Emil Nolde Preise und Ehrungen und malte zahlreiche Ölgemälde und Aquarelle. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er zum zweiten Mal: Jolanthe Erdmann, die Tochter des Pianisten Eduard Erdmann. 1955 gehörte er zu den Teilnehmern der ersten documenta in Kassel.
Emil Nolde starb am 13. April 1956 in Seebüll.
Emil Nolde - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: