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Lot 45 D

Jean Paul Riopelle - Automne II-Symphonie

Auktion 1233 - Übersicht Köln
01.12.2023, 18:00 - Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 400.000 € - 500.000 €

Jean Paul Riopelle

Automne II-Symphonie
1954

Öl auf Leinwand. 60 x 73 cm. Gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand signiert und datiert 'Riopelle Riopelle 54'. - Mit leichten Altersspuren.

Der Kanadier Jean Paul Riopelle wird schon 1945 an seinem Studienort Montreal Mitglied der vom Action painting beeinflussten Künstlergruppe „Les Automatistes“, 1947 zieht er in die Kunstmetropole Paris. In Auseinandersetzung mit den Werken der dort arbeitenden Künstlerkollegen des Surrealismus, Tachismus und Informel, wie Pierre Soulages, Wols und Georges Mathieu, findet Riopelle seine charakteristische Ausdrucksweise. Inspiriert von den „all-over-paintings“ Jackson Pollocks bedient er sich seit 1950 einer energiegeladenen automatisierten und dennoch geführten Technik, deren „Naturgewalt“ Werner Schmalenbach beschreibt: „Das ist nicht mehr Malen, wie es früher galt. Die Malwerkzeuge werden wie Waffen geführt. Das Malen wird zum Fechten. In kraftvollen Hieben reißt der Spachtel scharfe Bahnen in die über die Leinwand geschleuderte Farbe. Ist die Farbe schon von vornherein pastos aufgetragen, so pflügt der Spachtel sie zu Tälern und Graten auf. Die Fläche wird zum bewegten Relief“ (in: Ausst.Kat. Jean-Paul Riopelle, Kestner-Gesellschaft Hannover 1958/1959, S.9f.).
„Automne II - Symphonie“ entsteht in einer Hochphase von Riopelles künstlerischer Entwicklung. Das strahlende, mosaikartige Farbrelief ist Ausweis von der sicheren, individuellen Handschrift und dem koloristischen Talent des noch jungen Künstlers.
Die latenten Naturbezüge von Riopelles Gemälden sind teils bereits über die gewählten Titel ersichtlich. „Automne II - Symphonie“ evoziert, ähnlich wie Gemälde aus dem gleichen Jahr, etwa „Gelée des bois“ oder „Sous le bois“, Assoziationen an ein Walddickicht, an Kühle und Feuchtigkeit und an Lichtreflexe zwischen vielfarbigem Laub. Jedoch geht der Maler nicht von einem Naturerlebnis aus, das er abstrahiert. Vielmehr nutzt er die abstrakte, gestische Farbbehandlung, um das Wesen der Natur, ihre Erscheinungsformen und organischen Vorgänge zu verstehen und ihrer Essenz gleichsam entgegenzukommen.
In seiner Einführung zu der Einzelausstellung, die die Galerie Aenne Abels für Riopelle 1959 ausrichtet und in der auch das hier angebotene Werk gezeigt wird, schreibt Eduard Trier: „Kostbar und strahlend erschienen diese spontan gemalten Bilder als ein Fest für die Augen, als eine zeitgenössische Wiederbelebung der impressionistischen Farbigkeit, ohne den Vorwand des Gegenständlichen. Als dichte Gewebe von pastos aufgesetzten, leuchtenden Farben wirkten diese Kompositionen zugleich stofflich und immateriell; sie waren dicht und dennoch von transparenter Räumlichkeit. Das malerische Detail interessierte ebenso wie die gesamte Fläche, die durch die Farbe zur atmenden Haut verlebendigt wurde und die, obwohl sich nirgendwo eine akzentuierte Form als ‚Bildmitte‘ oder Brennpunkt des malerischen Geschehens durchsetzte, kein dekoratives Muster war." (in: Ausst.Kat. Jean Paul Riopelle, Galerie Aenne Abels, Köln 1959, o.S.).

Werkverzeichnis

Yseult Riopelle (Hg.), Jean Paul Riopelle, Catalogue Raisonné, Bd.2, 1954-1959, Montréal 2004, WVZ-Nr.1954.056H.1954 (mit irrtümlichen Maßangaben)

Provenienz

Galerie Jacques Dubourg, Paris; Galerie Aenne Abels, Köln (1967); Privatsammlung, Rheinland

Ausstellung

Köln 1959 (Galerie Aenne Abels), Jean Paul Riopelle, Ausst.Kat.Nr.4, o.S. mit Abb. (mit rückseitigem Aufkleber)