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Lot 55 Dα

Lesser Ury - Havellandschaft bei Sonnenuntergang

Auktion 1233 - Übersicht Köln
01.12.2023, 18:00 - Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €

Lesser Ury

Havellandschaft bei Sonnenuntergang
1890er Jahre

Öl und Deckweiß auf Karton. 51,1 x 36,8 cm. Unter Glas gerahmt. Links unten weiß signiert 'L. Ury'. - Leichte Randmängel, insgesamt in gutem Zustand.

Lesser Ury, der von Natur aus ein introvertierter Mensch war und sich daher keiner der bekannten Künstlergruppen anschloss, suchte auch für seine Landschaftsgemälde abgelegene Orte und die Stille der Natur: „Ich habe als Kunstmaler die Absicht“, schrieb er 1892 an seinen Freund Hans Olde, „vielleicht 3 Monate in einem Dorfe oder kleinem Neste Studien zu machen, […] wo man ungestört malen könnte. Je ärmer das Dorf ist, desto besser.“ (zit. nach: Hermann A. Schlögl, Lesser Ury. Ein Lebensbericht nach Dokumenten und Briefen, in: Lesser Ury, Ausst. Kat. Berlin 1995, S. 26). In diesem Sinne hielt er sich seit den frühen 1890er Jahren regelmäßig an den Seen und Flüssen in der Umgebung von Berlin auf, wo auch die angebotene „Havellandschaft bei Sonnenuntergang“ entstanden ist. Dargestellt sind die ruhig dahinfließende Havel und einzelne Bäume des Föhrenwaldes, dessen Silhouetten sich im Schein der untergehenden Sonne kulissenartig vor dem Himmel abheben. Geprägt von der Schwarz-Weiß-Kunst der Grafik und angeregt durch die zeitgenössische Fotografie, arbeitete Ury bei der „Havellandschaft“ ausschließlich mit schwarzer Ölfarbe, Deckweiß und einem breiten Spektrum an Grautönen und schuf damit eine seiner seltenen Landschaftsgrisaillen. Ohne den Einsatz von Farbe ist eine eindrucksvolle Stimmungslandschaft entstanden. Auch wenn Ury anfangs ein konkretes Naturvorbild vor Augen hatte, ist sie kein bloßes Abbild, sondern gibt sein Erleben und seinem Weltverständnis Ausdruck, indem er dem Schweigen der Natur Sprache verleiht.

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise und einem Gutachten von Sibylle Groß, Berlin, vom 11. November 2021. Das Gemälde wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis zu Lesser Ury aufgenommen.

Provenienz

Privatsammlung Dr. med. Georg Leiser und Pauline Leiser, Berlin, möglicherweise seit 1948; Privatbesitz London; Sotheby's London, 7. Oktober 2021, Lot 34; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Literaturhinweise

G. Kutna, Lesser Ury's Landschaften, in: Ost und West. Illustrierte Monatsschrift für modernes Judentum, 2. Jg., Heft 9, Berlin 1902, Abb. S. 621-622; Martin Buber, Lesser Ury, in: Jüdische Künstler, Berlin 1903, Abb. S. 66; Joachim Seyppel, Lesser Ury. Der Maler der alten City. Leben, Kunst, Wirkung. Eine Monographie, Berlin 1987, S. 198, Nr. 392; Hermann A. Schlögl/Karl Schwarz, Lesser Ury. Zauber des Lichts, in: Ausst. Kat. Käthe Kollwitz-Museum Berlin 1995, S. 94, Nr. 22, mit Abb.

Ausstellung

New York 1951 (Jewish Museum under Auspiece of The Jewish Theological Seminary of America), Lesser Ury (1861-1931). Exhibition of Paintings and Drawings, Kat. Nr. 15