Jacob Jordaens - Diana und Callisto - image-1

Lot 1028 Dα

Jacob Jordaens - Diana und Callisto

Auktion 1245 - Übersicht Köln
16.05.2024, 11:01 - Alte Kunst und 19. Jahrhundert, Teil I.
Schätzpreis: 100.000 € - 150.000 €
Gebot

Jacob Jordaens

Diana und Callisto

Öl auf Holz. 53,5 x 75,2 cm.

Jordaens Gemälde „Diana und Callisto" wurde durch die Ausstellung „Jordaens und die Antike“ in Brüssel und Kassel im Jahr 2013 einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Es handelt sich um ein Spätwerk des Meisters, das in die 1670er Jahre datiert werden kann, wie jüngste technologische Untersuchungen durch das Jordaens Van Dyck Panel Paintings Project (JVDPPP) ergeben haben.
Das sich seit langem in belgischem Privatbesitz befindliche Tafelbild trägt ein Wachssiegel der renommierten Pariser Galerie Charles Brunner, die bis 1925 existierte. Irene Schaudies hat das Bild in ihrem Katalogbeitrag „Monumentale Kabinettstücke“ zusammen mit weiteren Gemälden aus den 1640er Jahren veröffentlicht. Diese verwenden, obwohl nicht klein- oder mittelformatig, Größenverhältnisse und Themen, „wie sie für Kabinettstücke typisch sind – im Vergleich zur Bildfläche eher klein wirkende Figuren sowie in atmosphärischen Landschaften eingebettete mythologische Szenen.“ (Ausst.-Kat. „Jordaens und die Antike", 2013, S. 232). Allen Gemälden gemein ist Jordaens Auseinandersetzung mit der Antike und der italienischen Renaissance. Jordaens war zwar nie in Italien, fand aber über seinen Förderer Rubens Zugang zur italienischen Kunst.
Das Thema der Diana, die die Schwangerschaft ihrer unkeuschen Nymphe Callisto entdeckt, war in der flämischen Malerei beliebt und wurde des Öfteren von Hendrick van Balen (1575-1632), dem von Jordaens bewunderten Kabinettbildmaler, dargestellt. Jordaens hat allerdings für seine Komposition auf eine Kopie von Rubens nach Tizians Gemälde „Diana und Callisto" zurückgegriffen und dieser einige seiner weiblichen Figuren entlehnt (siehe I. Schaudies, in: Ausst.-Kat. 2013, S. 237). Eine Bilderfindung von Tizian ist auch Inspirationsquelle für ein weiteres Gemälde von Jordaens, „Diana und Aktaeon“, das sich in den Staatlichen Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister, in Dresden befindet (Abb. 1; Inv.-Nr. 999). Dieses Gemälde hat mit 53,5 x 75,5 cm nahezu identische Maße. Auch der thematische Zusammenhang erlaubt die Vermutung, dass es sich um das Gegenstück zum vorliegenden Werk handeln könnte. Auch in dem Gemälde „Nymphen schneiden Pan den Bart ab“ (Den Haag, Mauritshuis, Inv.-Nr. 849) wurde ein Gegenstück zu „Diana und Callisto“ vermutet, allerdings passen weder Format, Thema noch Komposition zusammen.
Jordaens hat vorliegendes Thema in einer weiteren, eng verwandten Version mit größeren Maßen (81 x 120 cm) dargestellt (Abb. 2). Dieses Gemälde „Diana und Callisto" ist auf Leinwand gemalt und befindet sich in der Königlichen Akademie der Schönen Künste von San Fernando, Madrid (Inv.-Nr. 1427). Mehrere vorbereitende Zeichnungen können in direkte Beziehung zur Figurengruppe um Callisto gebracht werden. Davon befindet sich eine in der Nationalgalerie in Edinburgh und eine weitere im Boijmans Van Beuningen Museum, Rotterdam.
Wir danken Dr. Joost Vander Auwera, Direktor des JVDPPP, für Hinweise zur Bearbeitung dieses Katalogtextes.

Zertifikat

Prof. Dr. Roger-Adolf d'Hulst, 14.11.1967.

Provenienz

Galerie Brunner, Paris (rotes Wachssiegel der Galerie auf der Tafelrückseite).Privatsammlung, Kortrijk (Courtrai), Belgien, 1960. – Vom jetzigen Eigentümer im Jahr 2010 erworben.

Literaturhinweise

R-A d'Hulst: Enkele onbekende schilderijen van Jakob Jordaens, in: Gentse Bijdragen tot de Kunstgeschiedenis en de Oudheidlunde, XIX, 1961-1966, S. 90, Abb. 8. - R.-A. d'Hulst: Jacob Jordaens, Antwerpen, 1982, S.335, Fußnote 56 und S. 345. - Irene Schaudies: Monumentale Kabinettstücke, in: Ausstellungskatalog Jordaens und die Antike, Brüssel, 2012, S. 231-247, Nr. 87, S. 237, m. Abb.- Hans Vlieghe: Jordaens and the Antique, in: The Burlington Magazine, Januar 2013, S. 58-59. - Michel Ceuterick: Jordaens and the Antique, in: Historians of Netherlandish Art Reviews, November 2013. . – Jordaens Van Dyck Panel Paintings Project (JVDPPP): www.jordaensvandyck.com (Ergebnisse der 2018 durchgeführten dendrologischen Untersuchung des Gemäldes).

Ausstellung

Jordaens und die Antike, Musées Royaux des Beaux-Arts, Brüssel, 12.10.2012 - 27.1.2013 und Museumslandschaft Hessen-Kassel, Kassel, 1.3. - 16.6.2013, Nr. 87.