Jean-Bloé Niestlé - Krähen im Reif - image-1

Lot 828 Dα

Jean-Bloé Niestlé - Krähen im Reif

Auktion 842 - Übersicht Köln
28.05.2003, 10:30 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 7.000 € - 8.000 €
Ergebnis: 8.260 € (inkl. Aufgeld)

Gouache auf elfenbeinfarbenem Bütten 17,9 x 36,8 cm, unter Glas gerahmt. Unten rechts mit Bleistift signiert und datiert J. B. Niestlé 1915. - Auf der neuen Rahmungsrückseite mit einem alten, aufmontierten Besitzvermerk der Frau des Künstlers mit brauner Tinte: "Frau F. Bernhuber Mai 23 von Herrn J.B. Niestle, Seeshaupt". - In der linken oberen Ecke und im oberen Rand mit leichten Erhaltungsmängeln; fachmännisch restauriert.

Jean Bloé-Niestlé war ein Schweizer Maler aus Neuchâtel, der wie sein acht Jahre älterer, ebenfalls künstlerisch tätiger Bruder Henry in Deutschland studierte und einen Großteil seines Lebens auch dort verbrachte. Er war aufgrund seiner intuitiven Affinität zu Tieren, besonders zu Vögeln, vorwiegend mit deren Darstellung beschäftigt und kam so bereits 1904 mit Franz Marc, der sich in seinem Werk ja ebenfalls hauptsächlich mit Tieren und deren Schicksalen ("Tierschicksale", "Sterbendes Reh" etc.) beschäftigte, in sehr freundschaftlichen Kontakt, siedelte sich mit ihm in Sindelsdorf in Oberbayern an und wurde später auch wie dieser Mitglied des "Blauen Reiter". Obwohl Marc viel für den Freund tat, war dessen Ausrichtung und Ziel doch etwas abseits von den Interessen dieser Gruppe, so daß sich Niestlé bald als verkannter Einzelgänger fühlte. "Ich will nicht ein ungefähres Tier wiedergeben; nein, das Tier, und nicht nur die Gattung, sondern das Individuum als Portrait. Was mich reizt, ist der wundervolle Ausdruck im Auge, die verschiedenen Stellungen, die die Psyche ausdrücken. Wenn ich Schnee male, möchte ich auch wirklichen Schnee geben, dessen Kälte und Feuchtigkeit, dessen Konsistenz - usw. " (Brief an Franz Marc vom 26. Januar 1911, zitiert nach: Cornelia Providoli, Jean-Bloé Niestlé 1884 - 1942, Hauterive/Schweiz1997, S. 50/51). Das vorliegende Blatt "Krähen im Reif" zeigt diese ganze, schon früh an den Meistern des japanischen Farbholzschnittes bzw. an dem schwedischen Tiermaler Bruno Liljefors geschulte und in lebenslanger Naturbeobachtung erarbeitete stimmungsvolle Feinmalerei. Im Musée d´Art et d´Histoire von Neuchâtel befindet sich ein großes Gemälde "Nebelkrähen im Rauhreif" (100 x 231 cm, um 1911 entstanden), das in Farbigkeit und Stimmung dieser Gouache entspricht.

Zertifikat

Mit einer Expertise von Cornelia Providoli, Zürich, vom 15.12.1999

Provenienz

Frau F. Bernhuber (-Gmelin?), Seeshaupt (1923)

Ausstellung

Benediktbeuren 1998 (Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern im Maierhof des Klosters Benediktbeuern)