Wilhelm Lehmbruck - Kopf der Schreitenden (Mädchenkopf sich wendend) - image-1

Lot 788 Dα

Wilhelm Lehmbruck - Kopf der Schreitenden (Mädchenkopf sich wendend)

Auktion 847 - Übersicht Köln
26.11.2003, 00:00 - Moderne u. Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 90.000 €
Ergebnis: 65.450 € (inkl. Aufgeld)

Terracottaplastik, einfach gebrannt und patiniert. Höhe 41,3 cm. Rückseitig bezeichnet "W. LEHMBRUCK". Mit einer fachmännisch restaurierten Bruchstelle am unteren Halsansatz.
Nicht bei Schubert (vgl. Schubert 77 II A S. 290 f. (andere Exemplare)).

Wilhelm Lehmbruck hat manche seiner Plastiken z.T. durch z.T. mehrfache Reduktionen in verschiedenen Fassungen überliefert. Ein besonderes Beispiel dafür ist die "Schreitende (Jeune Fille marchant)" von 1913/1914. Ihr voraus ging 1913 eine "Weibliche Figur, schreitend, Skizze zu einer Schreitenden" (Schubert 73), in ganzer Figur mit Standfläche über 90 cm hoch und den über die linke Schulter gewendeten Kopf bereits zeigend. Die darauf folgende "Schreitende (Jeune Fille marchant)" (Schubert 74) geriet wesentlich größer und war - bei unterhalb des Knies verkürztem Bein sowie unterhalb der Schultergelenke verkürzten Armen - als Torso über 1,20 m groß. Durch weitere Reduzierung der Oberschenkel entstand die Fassung als "Torso der Schreitenden (Torso sich umwendend)" (Schubert 75). Diese Plastik gilt als einer der dichtesten und schönsten Torsi, die Lehmbruck geschaffen hat. Das Motiv der Bewegung, des Schreitens wurde hierbei stark reduziert zugungsten einer größeren Betonung der Wendung des Kopfe über die linke Schulter. Es war darum konsequent, dieses Detail durch Reduktion des Körpers noch stärker hervorzuheben: Der "Kopf der Schreitenden (Mädchenkopf sich wendend)" (Schubert 76/77) zeigt nun nur noch den über einem knappen, meist seitlich verkürzten Schulter- und Brustbereich sich nach links wendenden Kopf. In dieser Form hat das Stück Ausführungen in Steinguss, Stuck und Terracotta, postum auch in Bronze, erfahren. Es ist davon auszugehen, daß Lehmbruck selbst hierfür die Ausführung in Terracotta mit verschiedenen Farbnuancen präferierte; das vorliegende Exemplar gehört in diese Kategorie.

Werkverzeichnis

vgl. Schubert 76/77 A. Von Dietrich Schubert, Heid

Zertifikat

Von Dietrich Schubert, Heidelberg, mündlich bestätigt.

Provenienz

Friedrich Ludwig Meivers, Berlin; Sammlung Eduard Brock, Bad Godesberg

Literaturhinweise

August Hoff, Wilhelm Lehmbruck. Leben und Werk, Berlin 1961, S. 30 mit Abb. Tafel 12; Dietrich Schubert, Die Kunst Lehmbrucks, Worms 1981, S. 177-179 mit Abb. 146 (Torso) bzw. Worms 1990, S. 194-196 mit Abb. 169; Ursel Berger, Lehmbrucks stehende weibliche Figur und verwandte Frauendarstellungen seiner Pariser Werkphase, in: Martina Rudloff/Dietrich Schubert, Wilhelm Lehmbruck, Ausst.-Kat. Gerhard Marcks-Stiftung, Bremen 2000, S. 62 f., Abb. S. 86