Wilhelm Lehmbruck erweiterte die menschlichen Proportionen hin zu einem vergeistigten, grazilen und überschlanken Ideal, das zu seiner Zeit bahnbrechend wirkte und ihn zum größten deutschen Bildhauer der Klassischen Moderne neben Ernst Barlach machte.
(...) WeiterlesenWilhelm Lehmbruck - Meisterschüler von Karl Janssen, Begegnung mit dem Werk Rodins
Wilhelm Lehmbruck wurde am 4. Januar 1881 in Meiderich nahe Duisburg geboren. Das vierte Kind einer Bergarbeiterarbeiterfamilie besuchte zunächst die Volksschule; nach dem frühen Tod seines Vaters vermittelte ihm sein Zeichenlehrer 1899 einen Platz an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf. Seinen Lebensunterhalt verdiente Wilhelm Lehmbruck in dieser Zeit mit Dekorationsarbeiten und Illustrationen für wissenschaftliche Fachliteratur, als weitere Hilfe erhielt er ein Stipendium seiner Gemeinde. 1901 begann Lehmbruck ein Studium der Bildhauerei an der Düsseldorfer Akademie, wo er schließlich Meisterschüler bei Karl Janssen wurde. 1904 brachte die Internationale Kunstausstellung zum ersten Mal in großem Umfang die Gegenwartskunst nach Düsseldorf; als die große Entdeckung der Bildhauerei galt in jenem Jahr Auguste Rodin, dessen Werk den jungen Wilhelm Lehmbruck tief beeindruckte. Weitere wichtige Einflüsse empfing er von Albert Bartholomé, dessen Stil sich dauerhaft in Wilhelm Lehmbrucks Arbeit niederschlug. Wann immer seine finanziellen Mittel es erlaubten, unternahm Lehmbruck Studienreisen, besuchte die Niederlande, Belgien und Italien. In Sonderheit seine Italienreise bewertete der Künstler in der Nachschau als außerordentlich bedeutend für seine persönliche Entwicklung.
Freier Künstler in Düsseldorf, erste Einzelausstellung in Mannheim
Wilhelm Lehmbruck richtete sich 1907 sein erstes Atelier in Düsseldorf ein. 1908 heiratete er seine langjährige Verlobte Anita Kaufmann, die ihm nicht nur häufig Modell stand, sondern sich auch um die geschäftlichen Belange des Künstlers kümmerte und außerdem als Übersetzerin zum Auskommen der kleinen Familie beitrug; das Paar bekam bis zum Tod des Künstlers drei Söhne, der zweite Sohn, Manfred Lehmbruck, machte sich einen Namen als Architekt. 1913 war Lehmbruck der einzige deutsche Künstler, dessen Werke auf der Armory Show, der International Exhibition of Modern Art in New York, gezeigt wurden. Der Einberufung zum Kriegsdienst entging Wilhelm Lehmbruck durch ärztlich bescheinigte Schwerhörigkeit. 1916 sorgte Fritz Wichert, der Leiter der Kunsthalle Mannheim, für Wilhelm Lehmbrucks erste Einzelausstellung. Der Kunsthändler Paul Cassirer vermittelte Lehmbruck mehrere Verkäufe an den Mannheimer Fabrikanten Sally Falks.
Künstlerischer Höhenflug und persönliche Krise
Wilhelm Lehmbruck entwickelte eine an Besessenheit grenzende Leidenschaft für die Schauspielerin Elisabeth Bergner, die ihm häufig für Porträts Modell saß. Mit der unerwiderten Liebe zu der jungen Frau einher ging die zunehmende Entfremdung von seiner Ehegattin; gleichzeitig warf der Erste Weltkrieg seine Schatten über Deutschland und das Leben des Künstlers. Die schwierige familiäre Situation, sowie die beengten Verhältnisse in seinem Züricher Atelier verstärken die Depressionen, unter denen Wilhelm Lehmbruck litt, sodass sich der Künstler schließlich zum Suizid entschloss. Trotzdem waren es gerade diese düsteren letzten Jahre, in denen einige der wichtigsten Werke Lehmbrucks entstanden, die seinen Ruhm bis heute festigen. Unmittelbar vor seinem Tod wurde ihm noch die Mitgliedschaft der Preußischen Akademie der Künste zuteil; die Nachricht von der Aufnahme hat den Künstler aber wohl nicht mehr vor seinem Tod erreicht.
Wilhelm Lehmbruck starb am 25. März 1919 in Berlin durch eigene Hand.
Wilhelm Lehmbruck - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: