Lot 424 Dα

" 'Wenn ich ein Rechteck habe und das so klebe und daraus ein Relief mache, ja dann soll es doch - denke ich - ein wenig poetisch sein. Ja, so, daß es lebt. Sonst kann ich auch in der Fabrik etwas machen lassen.' Schoonhoven sucht mit seinem Hand-Werk die Belebung [...] des Rasters, damit bricht er die reine Objektivität des geometrischen Regelmaßes, der Künstler will, daß seine Persönlichkeit und sein Wollen hauchdünn darin sitzen, daß sie durchscheinen. Mit der Wahl von Worten wie hauchdünn und durchscheinen führt uns Schoonhoven zu jenem begrifflichen Diskurs, in welchem sich seine Werke vielleicht am adäquatesten beschreiben lassen: zu Begriffen wie Zelle und Membran. [...] Schoonhoven baut die kleinsten Bauteile seiner Reliefs aus Pappe oder Pappmaché auf. Diese werden mit bemaltem Papier überzogen, quasi mit einer Haut: Solch dünne Oberflächenhaut wird in der Biologie, als Zellbegrenzung, mit Membran bezeichnet, im Bereich der Technik werden mit diesem Begriff dünne Gebilde umrissen, die fähig sind, Schwingungen aufzunehmen und wiederzugeben. [...] 'Es geht mir bei meinen Arbeiten um eine Form der Organisation. Organisation der Elemente in dem Sinne, daß die Organisation das Wesen des Elements nicht abändert, sondern es verstärkt; vielleicht das Element als solches ändert, aber in dem Sinn, daß ein neues Ganzes entsteht, dessen Wesen nicht im Widerspruch steht zum Wesen des Elements. Das Organisationssystem der Reihungen ist für diesen Zweck prädestiniert, denn da es keine Bevorzugung beim Anordnen der Elemente gibt, wird die bildnerische Wirkung des Elements nicht beeinträchtigt...' " (J.J. Schoonhoven im Gespräch mit Kornelia von Berswordt, 1985, zitiert in: Beat Wismer, Ausgewogene Gegensätze, Mutmaßungen über Jan J. Schoonhoven, in: Ausst.Kat. Jan J. Schoonhoven - retrospektiv, Museum Folkwang, Essen, Bonnefantenmuseum Maastricht, Aargauer Kunsthaus, Aarau, Essen 1995, S. 60-61).