El Lissitzky - Ohne Titel (Proun) - image-1

Lot 1138 Rα

El Lissitzky - Ohne Titel (Proun)

Auktion 867 - Übersicht Köln
04.12.2004, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 300.000 € - 350.000 €
Ergebnis: 368.900 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Karton 36,8 x 27 cm, gerahmt. In der Darstellung unten rechts braun signiert EL Lissitzky.
Mit Gutachten von J. Leering, Amsterdam, vom 21. Mai 2004

Die Welt der "Proune" ist eine fiktive Welt, wie sie ähnlich Kurt Schwitters zeitgleich mit seinen Merz-Arbeiten beschwor, nur handelt es sich hier um rein gedachte Schöpfungen: Sich überlagernde oder überschneidende, teils miteinander verbundene Elemente aus streng geometrischen Flächen oder Volumina, die wie im Weltraum schwebend schräg von oben oder unten gesehen sind, lagern in einem unendlichen Raum, wobei ihre Dichte und Verteilung das außerordentlich diffizile Gleichgewicht der Konstruktionen bestimmt. Wesentlich und entscheidend neu an diesen Kompositionen ist die Vision der vierten Dimension: Es gibt kein Oben und Unten, keine Begrenzung in irgendeine Richtung, alle Linien und Flächen deuten in diese Weite des unendlichen Raumes.
Die vorliegende Arbeit zeigt Elemente, wie sie ähnlich in "Study for Proun G 7" (Bleistiftzeichnung um 1922, Privatbesitz) und "Proun 43" (Gouache von 1924 im Besitz der Tretjakow-Galerie Moskau) verwendet wurden: Eine Bahn verläuft diagonal leicht nach rechts oben und wird im rechten Winkel von einer zweiten Bahn geschnitten; das dabei entstehende Kreuz teilt den Grund nicht nur in vier Flächen, die farblich unterschiedlich gestaltet werden können, sondern der Kreuzungspunkt ist das eigentliche Zentrum der Komposition, an dem die Austarierung des Gleichgewichts der Komposition festgemacht wird. Unschwer ist diesen Arbeiten anzusehen, daß ein Architekt sie gemacht hat, denn zu den wesentlichsten Voraussetzungen dieses Berufes gehört die Statik seiner Konstruktionen und die harmonische Ästhetik des Entwurfs, die sich sowohl im Grundriß wie auch dann in der plastischen Ausführung zeigen muß.

Zertifikat

Mit einem technologischen Gutachten von Prof. Dr. Elisabeth Jägers und Dr. Erhard Jägers, Bornheim, vom 12.5.2004

Provenienz

Ehemals Sammlung Alfred Dobbelt, Leningrad; seitdem in
Familienbesitz