Carl Gustav Carus - ABENDLICHE MITTELGEBIRGSLANDSCHAFT. - image-1

Lot 1375A Dα

Carl Gustav Carus - ABENDLICHE MITTELGEBIRGSLANDSCHAFT.

Auktion 889 - Übersicht Köln
20.05.2006, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 71.400 € (inkl. Aufgeld)

Carl Gustav Carus

ABENDLICHE MITTELGEBIRGSLANDSCHAFT.

Marianne Prause schrieb 1997 über das hier vorliegende Gemälde: "Ich halte das Bild für ein Werk von Carl Gustav Carus (1789 Leipzig - 1869 Dresden). Die teils verschliffenen, teils ausfedernden Konturen der Gebirgskette und der Baumgruppe erlauben es, das Werk im Oeuvre des Künstlers an den Anfang der vierziger Jahre zu datieren.... Sollte mein Buch über Carl Gustav Carus eine Neuauflage erfahren, werde ich dieses Bild in den Oeuvrekatalog des Malers aufnehmen...".
Carl Gustav Carus, von Hause aus Gynäkologe, Physiologe und Leibarzt der königlichen Familie, später kunsttheoretischer Schriftsteller, war ein enger Freund und Schüler von Caspar David Friedrich. Ihm soll er das hier vorliegende Gemälde geschenkt haben. Friedrich wies ihm den Weg zur Landschaftsmalerei, in der er sein beachtliches künstlerisches Talent entfalten konnte. Im Thieme-Becker heißt es über Carus, der auch mit Goethe eng befreundet war und eine bedeutende Rolle im Geistesleben seiner Zeit spielte: "Seinem Wesen entsprechend haftet seinen Landschaften etwas vom Zauber der Romantik an, er liebte namentlich den deutschen Wald und bevorzugte die Mondscheinlandschaft, komponierte auch seine Motive zu Ideallandschaften. Diese Motive fand er hauptsächlich in der Umgebung von Dresden, vor allem in Pillnitz, wo er den Sommer zu verbringen pflegte; auch Italien hat er bereist und hier Stoff für seine Bilder gefunden...".
H. J. Neidhardt schrieb über Carus: "Carl Gustav Carus ist nach Friedrich und neben Dahl die markanteste Gestalt der Dresdener Romantik. In seiner auf so vielen Gebieten tätigen Persönlichkeit spiegelt sich die romantische Tendenz zur Einheit und gegenseitigen Durchdringung aller geistig-kulturellen Kräfte. Die Vielschichtigkeit seines Wirkens macht es schwierig, sein Schaffen als Maler und Zeichner aus dem Zusammenhang seiner reichen Lebensleistung herauszulösen. Denn dieses Schaffen wurde aus den gleichen Quellen gespeist wie seine philosophischen, naturwissenschaftlichen und kunsttheoretischen Untersuchungen. 'Fürwahr! Sie vereinigen so viele Eigenschaften, Fähigkeiten und Fertigkeiten, deren innigst lebendige Verbindung teilnehmendes Bewundern erregt', schrieb im Tone der Hochachtung und freundschaftlichen Zuneigung der alte Goethe 1818 an den damals neunundzwanzigjährigen Professor für Geburtshilfe nach Dresden..." (in: Die Malerei der Romantik in Dresden, Leipzig 1976, S. 111).
Nachdem Carus, sich am Vorbild Caspar David Friedrichs orientierend, seinen künstlerischen Weg gefunden hatte, schrieb er zwischen 1815 und 1824 "Neun Briefe über Landschaftsmalerei", in denen er seine Kunst theoretisch fundierte. Wichtig war für ihn der Begriff der "Wahrheit" in der Landschaftsmalerei. Hierzu Neidhardt: "Die Einführung eines solchen wissenschaftlichen Wahrheitsbegriffs in der Landschaftsmalerei war etwas Neues. Sie zielte auf einen Realismus, der die Konventionen des 18. Jahrhunderts endgültig liquidierte, die komponierte Ideallandschaft verwarf und in der Konsequenz auch zu Caspar David Friedrichs Kunst in Widerspruch geraten musste...".

Zertifikat

M. Prause.

Provenienz

Nach der Überlieferung ehemals im Besitz von Caspar David Friedrich, der es seinem Schuster in Dresden geschenkt haben soll; Privatsammlung, Hamburg.