Jan Antonisz van Ravesteyn, zugeschrieben - BILDNIS EINES HERREN - image-1

Lot 1078 Rα

Jan Antonisz van Ravesteyn, zugeschrieben - BILDNIS EINES HERREN

Auktion 939 - Übersicht Köln
16.05.2009, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 5.000 € - 6.000 €
Ergebnis: 7.200 € (inkl. Aufgeld)

Jan Antonisz van Ravesteyn, zugeschrieben

BILDNIS EINES HERREN

Öl auf Holz. 61,5 x 45,5 cm.
Oben links Reste einer Datierung: A. 16...9..

Jan Antonisz van Ravesteyn wird ab 1598 in den Akten der Haager Lukasgilde genannt. Seine Ausbildung scheint er in Delft in der Werkstatt Michiel van Miereveldts erhalten zu haben, dessen Stil in den frühen Werke Ravesteyns erkennbar ist. In Den Haag niedergelassen, zählte er schnell zu den führenden Porträtisten der Stadt, Karel van Mander lobt ihn 1604 in seinem Schilderboek als „een seer goet Schilder en Conterfeyter“.
Stilistisch wandte sich Ravesteyn in vielen seiner Porträts von den bis dahin obligatorischen Kniestücken auch für offizielle Porträts ab und malte eine Vielzahl von Brustbildern. Gegenüber Miereveldt schuf Ravesteyn meist etwas elegantere Porträts und stellte gerne die Oberflächenstruktur luxuriöser Stoffe dar, wie auch auf dem vorliegenden Porträt. Ein bestimmtes Charakteristikum seiner Porträts besteht laut Sevcik in dem kleinen perspektivischen Fehler, der seinen Porträts bei aller vorteilhaften Schönung der Porträtierten ihre besondere Natürlichkeit und Präsenz verleiht und den auch unser Porträt aufweist: Auf vielen Bildnissen ist das dem Betrachter abgewandte, zurückliegende und meist leicht verschattete linke Auge perspektivisch ein wenig zu groß geraten, eine leichte Asymmetrie, die den Reiz des Porträts noch erhöht. Das vorliegende Gemälde lässt sich somit in die mittlere, reifere Phase des Oeuvres Ravesteyns einordnen. Vergleicht man es mit einem 1626 datierten Bildnis des Jacob van Paffenrode (Instituut Collectie Nederland, Amsterdam, Inv. Nr. C 317), so fallen die Ähnlichkeiten ins Auge. Auch das dargestellte Gewand mit dem fallenden Spitzenkragen, einer modischen Neuerung der zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts gleicht dem auf unserem Gemälde. Für die schwer zu entziffernde Datierung unseres Gemäldes kann daher 1629 angenommen werden.

Literaturhinweise

Vgl. zum Künstler Anja K. Sevcik: Der Richter in Elefantenrobe. Zu einem neuerworbenen Porträt des Jan Anthonisz van Ravesteyn (ca. 1572-1657), in: Bulletin of the National Gallery in Prague 14/15 (2005), S. 100-107.