Lot 1519 Dα

Unser Bild ist eine von vier kleinen Tafeln mit der gleichen Komposition, die Friedländer 1971 Hans Memling zugeschrieben hat. Sie geht möglicherweise zurück auf ein verlorenes Werk von Roger van der Weyden, das aus einem Inventar der Gemälde im Besitz der Erzherzogin Margarethe überliefert ist. Die weiteren drei Tafeln befinden sich in der National Gallery of Victoria, Melbourne, in der Capilla Real in Granada und im Kunstmuseum von Bilbao. Keines dieser Werke erkennt Dirk de Vos als eigenhändiges Werk von Memling an.
Ungewöhnlich und interessant ist die Komposition, weil sie kein bestimmtes Ereignis aus der Passion Christi zeigt, sondern gleichermaßen Elemente der Kreuzigung und der Beweinung vereint. Hinter der Hauptgruppe von Maria und Christus sind auf dem Goldgrund kleinere Bildmotive hinzugefügt, die sich auf die Passionsgeschichte nach dem Matthäus-Evangelium beziehen: Neben den Marter- und Leidenswerkzeugen, den sogenannten Arma Christi, auch Pilatus und Herodes, Kaiphas und Annas sowie die Verleugnung Petri.