Hans Memling

Hans Memling - Anfänge im Dunkeln, Malerwerkstatt in Brügge

Hans Memling wurde zwischen 1433 und 1440 in Seligenstadt geboren. Die Informationen über sein Leben sind nur spärlich erhalten, sein Vater war wohl der wohlhabende Bürger Hamann Momilingen, der in zweiter Ehe mit Lucia Stirn verheiratet war. Über die Kindheit Hans Memlings und die genauen Lebensverhältnisse der Familie ist kaum etwas bekannt, wahrscheinlich verlor der junge Hans Anfang der 1450er-Jahre einen oder beide Elternteile in Folge einer Pestepidemie. Urkundlich belegt ist 1465 der Erwerb des Bürgerrechts von Brügge, wo Hans Memling ab 1466 ein großes Steinhaus in der Sint-Jorisstraat mietete, das er 1480 schließlich kaufte. Das betreffende Viertel war als Zentrum für Maler und Miniaturisten bekannt, unter anderem lebte der bekannte Buchillustrator Willem Vrelant dort. Eigentlich hätte Hans Memling die Freimeisterschaft erwerben müssen, um als gilden- und zunftloser Künstler seine Werke verkaufen zu dürfen; stattdessen ließ er sich in der Brügger Zunft registrieren und beschäftigte später nachweislich auch Gehilfen und Lehrlinge in seiner Werkstatt. Einiges deutet darauf hin, dass der deutsch-baltische Maler Michel Sittow ein Schüler Hans Memlings war.

Beeinflusst durch Rogier van der Weyden und Jan van Eyck

Der künstlerische Werdegang von Hans Memling lässt sich nur schwer skizzieren, denn er bleibt ähnlich im Dunkeln wie seine sonstigen Lebensumstände. Eine Analyse seiner Werke legt jedoch nahe, dass Rogier van der Weyden einen unmittelbaren Einfluss auf Memlings Schaffen ausgeübt haben muss. Die eigene Handschrift Memlings ist jedoch trotzdem unverkennbar: Seine Figuren präsentieren sich weniger gestreckt, und der herbe Pinselstrich des flämischen Meisters erscheint bei Hans Memling deutlich abgemildert. Ein weiterer künstlerischer Einfluss auf das Werk Memlings wird Jan van Eyck zugeschrieben. Memling war verheiratet und hatte drei Kinder, als sein Hauptwerk gelten die Gemälde im Johannishospital zu Brügge, um deren Entstehung allerlei fromme Legenden gesponnen wurden, die von der Forschung jedoch weitgehend widerlegt wurden. Weltberühmt ist auch sein Bild einer alten Dame mit Haube, das heute im Louvre zu bewundern ist.

Das Jüngste Gericht – ein Meisterstück von Hans Memling

Eine prachtvolle Demonstration der Kunst von Hans Memling ist das Triptychon Das Jüngste Gericht, auch Triptychon des Weltgerichts genannt. Es ist eines von zahlreichen Interpretationen religiöser Themen, die Memling geschaffen hat. Wahrscheinlich entstand es in den Jahren 1467 bis 1471. Es kann heute gleich zweimal bewundert werden: Einmal als Original im Nationalmuseum in Danzig, eine Kopie befindet sich in der Danziger Marienkirche. Es war eigentlich als Geschenk für die Michaelskapelle in Florenz bestimmt bestimmt, der in Brügge ansässige Angelo di Jacopo Tani hatte es bei Memling in Auftrag gegeben. Das Schiff, mit dem das vollendete Werk nach Florenz gebracht werden sollte, wurde aber von einem Schiff der Hanse gekapert und das Triptychon gelangte nach Danzig. Selbst Karl der Kühne, Herzog von Burgund, und Papst Sixtus IV. konnten daran nichts ändern.

Hans Memling starb am 11. August 1494 in Brügge. Im Jahr 2002 erhielt der Asteroid (9563) Memling seinen Namen.