Willi Baumeister - Linienfigur, abstrakt - image-1

Lot 377 R

Willi Baumeister - Linienfigur, abstrakt

Auktion 962 - Übersicht Köln
02.06.2010, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 70.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 78.000 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand 41,7 x 33 cm, im Originalrahmen. Rückseitig am Unterrand auf der Leinwand mit grauem Pinsel signiert und datiert Baumeister 31 und zusätzlich auf der oberen Keilrahmenleiste schwarz datiert 1931. - Auf dem Keilrahmen mit einem Papieretikett versehen, darauf handschriftlich vermerkt "7.7.73 Delaville FO 738". - In der unteren rechten Ecke mit einer Retusche und oben rechts in der weißen Form partiell farblich angepaßt.

Nicht bei Beye/F. Baumeister

1931 tritt Willi Baumeister der französischen Künstlergruppe "Abstraction - Création" bei, ein Umstand der hinsichtlich der zunehmenden Unabhängigkeit vom Gegenstand in seinem Werk von Interesse ist.
So gibt es zwar 10 Jahre zuvor bereits Linienfiguren wie in der Werkphase "Der Maler" (vgl. besonders Beye/F. Baumeister 304), doch sind die dort verwandten Formen noch an die menschliche Physiognomie bzw. alltagsgegenständlich gebunden. Demgegenüber ist in der vorliegenden Arbeit das Lineament - in den Grundfarben gehalten - und vor amorphe 'unfarbige' Formen gestellt, von jeder Assoziation frei. Einzig die Strichelung verschiedener Streckenabschnitte läßt das Auge des Betrachters springen und signalisiert ihm der bildinhärenten Bewegung zu folgen - vergleichbar den in den 1960er Jahren entstandenen piktogrammatischen Tanzdiagrammen von Andy Warhol (vgl. z.B. Ausst. Kat. Andy Warhol. A Retrospective, New York 1989, Kat. Nrn. 161-163).
Erich Franz widmet dem "Bewegten Sehen" bei Baumeister in der Ausstellung "Figuren und Zeichen" ein eigenes Kapitel. Dort heißt es vergleichbar zu unserer Komposition:
"Die unterschiedlichen Formen innerhalb dieses Bildes wirken für sich betrachtet sehr klar; jeder Konturverlauf, jede Form, jede Farbe ist elementar zu erfassen und steht nahe und deutlich vor Augen [...]. Zwischen den Einzelteilen fehlen verbindende Leitlinien; es entspinnt sich kein geometrisches Gerüst oder übergreifendes System. [...] Diese Vereinzelung der Wahrnehmungselemente wird von einer Strategie der verbindenden Blickbezüge ergänzt, die für die Bilder Baumeisters grundlegend ist. Einerseits zieht jedes der vielfältigen Formelemente den Blick an, andererseits besitzt jedes eine augenfällige Unabgeschlossenheit, so dass der Blick weitergleitet und sich ständig verschiebt." (in Ausst. Kat. Willi Baumeister. Figuren und Zeichen, Hamburg/Münster/Wuppertal 2005/2006, S. 8 f.)

Werkverzeichnis

Nicht bei Beye/F. Baumeister

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise von Felicitas Baumeister, Stuttgart, vom 6. April 2010. Die Arbeit wird in den Nachtrag zum Werkverzeichnis der Gemälde aufgenommen.

Provenienz

Privatsammlung Süddeutschland