Paul Kleinschmidt - Drei Zirkusdamen, In der Arena - image-1

Lot 19 D

Paul Kleinschmidt - Drei Zirkusdamen, In der Arena

Auktion 972 - Übersicht Köln
03.12.2010, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 48.000 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand 130,8 x 105,7 cm, gerahmt. Unten rechts in die nasse Farbe mit dem Pinselstiel signiert und datiert P.Kl. 27. - Eine zweite Signatur und Datierung mittig am rechten Rand [P] Kl 27 teilweise übermalt . - Stellenweise mit minimalem Craquelé.

Lipps-Kant Bd. II 68

Wie viele seiner Künstlerkollegen im Berlin der 1920er Jahre, fühlte sich auch der Maler Paul Kleinschmidt von der Welt des Zirkus und des Varietés sehr angezogen. Bereits familiär ‚vorbelastet' - der Vater war Theaterdirektor und zog mit seiner Familie zunächst mit einer Wanderbühne durch Nord- und Ostdeutschland - reizten Kleinschmidt an diesem Ambiente neben der Stofflichkeit der Kostüme und Accessoires der Artistinnen und Tänzerinnen primär die Sinnlichkeit des weiblichen Körpers, den er, seinem persönlichen Schönheitsideal entsprechend, stets opulent darstellte. Es verwundert nicht, dass sein früher Förderer Julius Meier-Graefe ihn 1932 treffend als „proletarischen Rubens“ bezeichnet hat.

Vor allem in den Jahren 1927 bis 1929 schuf Kleinschmidt eine Reihe von Bildern aus dem Bereich der Zirkuswelt, dem Studien aus dem Zirkus Busch vorangingen. Zu dem vorliegenden Gemälde sowie dem motivisch eng verwandten Bild „Drei Zirkustänzerinnen“ von 1927 führt Barbara Lipps-Kant aus: „Die Figuren sind in Lebensgröße gemalt und wirken im Gegensatz zu den als kleine Punkte und Farbtupfer erscheinenden Zuschauern wie Riesen. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die sparsamen Kostüme, die mehr zeigen als verhüllen. Die mittlere Figur ist auf beiden Bildern frontal mit vorgestelltem rechten Bein gegeben. Mit den Händen wirft sie Kusshände. Die beiden anderen Tänzerinnen werden von der Seite oder schräg von hinten gesehen. Auch sie animieren das Publikum mit verzückten Handbewegungen dazu, Beifall zu spenden. Sie haben jeweils ihre rechten Beine vorgestreckt und die linken zurückgenommen.“ (Barbara Lipps-Kant, Paul Kleinschmidt 1883-1949, Dissertation Tübingen 1977, Bd. I, S. 69)

Die für Kleinschmidt typische dicht gedrängte, ausschnitthafte Kompositionsweise wird hier ergänzt durch eine annähernd symmetrische Anordnung der Figuren, die wie ein doppelter Fächer wirkt. Damit wird die Theatralik des Augenblicks gesteigert und der puren Lebensfreude, die die drei Tänzerinnen nach allen Seiten versprühen, vehement Ausdruck verliehen.

Lot 19 der Abendauktion am 3. Dez. 2010, 19 Uhr

Werkverzeichnis

68 Lipps-Kant Bd. II

Provenienz

Ehemals Privatbesitz Schorndorf; süddeutscher Privatbesitz

Ausstellung

Karlsruhe 1959 (Badischer Kunstverein), Paul Kleinschmidt 1883-1949, Kat. Nr. 13 ("In der Arena", mit irrtümlich falscher Datierung)