Grösste Handwerkskunst
Am 16. November wurde im Rahmen der Kunstgewerbe-Auktion der erste Teil einer hochbedeutenden Privat-sammlung aus Niedersachsen aufgerufen, die in einem eigenen Katalog präsentiert worden war. Die meisten der insgesamt rund 200, teils musealen Objekte aus den Bereichen Elfenbein, Silber und Porzellan wurde in den 1970er und 1980er Jahren in London und Genf erworben und befanden sich seitdem im Besitz der Familie. Eine Sammlung dieser Qualität ist wohl seit Jahrzehnten nicht mehr auf dem deutschen Markt angeboten worden ...
Einen Schwerpunkt der Sammlung bildeten hochwertigste Objekte des Historismus mit einer breiten Auswahl an Elfenbein-Deckelhumpen teils mit, teils ohne Silbermontierung. Höhepunkt der Offerte war eine sehr bedeutende süddeutsche Herkules-Skulptur des 17. Jahrhunderts, die sich ehemals im Besitz der Earls of Rosebery befand und 1978 im Rahmen der Mentmore-Auktionen bei Sotheby’s in London versteigert wurde. Sie ging mit 174.000 in die Hände eines europäischen Sammlers (Lot 1004, 150/250.000 Euro).
Besonders erwähnenswert ist auch ein musealer Elfenbein-Deckelpokal mit Jagdmotiv, der aus einem hauchdünnen Mantel in Transluzidtechnik gearbeitet und vom bekanntesten Elfenbeinschnitzer seiner Zeit, dem Odenwälder Meister Friedrich Hartmann, signiert worden ist. Ein deutscher Bieter setzte sich mit der Bewilligung von 32.000 gegen die Konkurrenz durch (Lot 1064, € 20/25.000). Vier ca. 68 cm große Jahreszeitenfiguren der zweiten Hälfte des 19. Jh. aus England oder Nordfrankreich kamen mit derselben Taxe auf ein identisches Ergebnis und gehen nach Italien (Lot 1065). Ein repräsentativer 58 cm großer Elfenbein-Deckelhumpen mit trunkenem Silen, wohl in Süddeutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jh. entstanden, wurde von 15/20.000 bis auf 31.000 Euro emporgesteigert (Lot 1033).
Das Silberangebot wurde von einer wohl in der Werkstatt des Londoner Meisters William Fowle 1671 entstandenen großen Charles II-Tazza angeführt. Hier musste englischer Handel tief in die Tasche greifen, da er erst bei 91.000 obsiegte (Lot 1006, € 40/50.000). Ein um 1670 von dem Londoner Robert Smythier gearbeiteter seltener Charles II-Wandleuchter befand sich ehemals im Besitz des englischen Königshauses und wurde 1808 mit Teilen des anderen Tafelsilbers veräußert, um die Kosten für das neue Hofsilber des Kensington Palace aufzubringen. Hier war der Einsatz von 23.300 Euro nötig (Lot 1003, € 15/20.000). Ein weiteres bedeutendes Objekt war der von Königin Victoria gestiftete Ascot-Pokal für den Sieger des „Queen's Vase“-Rennens vom Mai 1883, der auf 30.000 gesteigert wurde (Lot 1066, € 20/25.000).
Ein bedeutender, von Elias I Drentwett, um 1617 gearbeiteter Augsburger Akeleipokal wurde bei 55.000 von einem deutschen Sammler übernommen (Lot 1001, € 40/60.000). Eine um 1760 entstandene, James Cox zugeschriebene englische Prunkschatulle mit wohl von Charles Magniac gearbeiteten Bronzen war erheblich umkämpft. Bei einer Taxe von 8/9.000 konnte ein italienischer Bieter die Schatulle mit den Maßen H 15,8, B 24,5, T 19 cm erst mit der Bewilligung von 36.000 sein eigen nennen (Lot 1015). Der zweite Teil dieser außergewöhnlichen, großartigen Sammlung mit bedeutenden Porzellanen der Manufakturen KPM Berlin, Sèvres, Wien und Kopenhagen wird im kommenden Frühjahr in unserem Berliner Haus versteigert.