Lempertz veranstaltet erstmals eine Auktion mit Möbeln und Dekorationsobjekten der 20er und 30er Jahre in Brüssel
Die 134 Objekte umfassende Offerte reicht vom Naturalismus des Art Nouveau über die Innovationen des Bauhauses bis zu Entwürfen aus den „Roaring Twenties“.
Der Titel „The Modern Style“ ist die englische Übersetzung des französischen „style moderne“, die Bezeichnung, die sich für die umwälzenden Veränderungen in der Produktgestaltung vor hundert Jahren etabliert hatte, bevor der Begriff „Art Déco“ (in den 1960er Jahren) geprägt wurde.
Der Bibliotheksschrank Bibol trois pleines nach einem Entwurf von Jacques-Émile Ruhlmann von 1923, und wohl realisiert von seinem Neffen Alfred Porteneuve, ist das spektakulärste Möbel der Sammlung (Lot 71, Taxe € 7.000 – 10.000 Euro). Eine ebenso typische Silhouette für den französischen Art Déco bietet der seltene Satz aus sechs Clubfauteuils nach einem Entwurf von Ruhlmann aus dem Jahr 1917, der wohl ebenfalls von Porteneuve produziert worden ist (Lot 70, € 15.000 – 20.000). Ein drittes prominentes Objekt nach einem Entwurf von Ruhlmann ist die von Irène Chambon 1932 bemalte Sèvres-Vase (Lot 72, € 12.000 – 15.000). Gleichzeitig zu diesen Objekten entstand um 1924 im Bauhaus Weimar in der Webereiwerkstatt, ein Benita Koch-Otte zugeschriebener Wandbehang, dessen geometrische Formen an Oskar Schlemmers Wandbilder erinnern (Lot 67, € 5.000 – 7.000),. Zwei Jahre später, in Dessau, schuf Hans Przyrembel eine zeitlose, schlichte Messingdose, die zu einer Inkunabel des Bauhausdesigns geworden ist (Lot 66, € 6.000 – 8.000).
Die Anfänge des modernen Designs illustriert die romantische Schale von Lucien Gaillard (Lot 6, € 9.000 – 10.000). Sie basiert auf einer Keramik des Atelier de Glatigny, die der berühmte Goldschmied mit einer Chryséléphantine-Fassung veredelte. Eine große frühe Vase mit der Darstellung einer Gottesanbeterin von Emile Gallé belegt seine meisterhafte Beherrschung der reliefierten Emailauftrags, der Vergoldung und Versilberung auf Glas (Lot 15, € 15.000 – 20.000).
In der Auktion wird auch eine kleine Sammlung sehr feiner Tierdarstellungen angeboten, sowohl aus Bronze als auch aus Porzellan. Der Bildhauer Paul Walther war seit 1891 in der Meißener Porzellanmanufaktur angestellt, hat aber in beiden Materialien gearbeitet. Von ihm stammen der seltene Pfefferfresser auf Schale (Lot 36, € 4.000 – 6.000) wie auch die witzigen Schweineplastiken aus Bronze (Lots 46 und 47, jeweils € 7.500 – 8.500). Das Highlight ist allerdings die große Bronze aus der verlorenen Form „Éléphant et Mahout“ von Gustave Adolphe Hierholz (Lot 51, € 10.000 – 15.000).