Gerd Arntz - Vom Industriellensohn zum linken Aktivisten und Maler
Gerd Arntz wurde am 11. Dezember 1900 in Remscheid geboren. Als zweites Kind eines Fabrikanten wuchs er in begüterten Verhältnissen auf, musste aber dessen ungeachtet im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs noch Dienst in der Feldartillerie tun. Gerd Arntz überlebte den Krieg und arbeitete danach für kurze Zeit in der Werkzeugmaschinen-Fabrik seines Vaters als Fräser, ehe er 1919 in Düsseldorf ein Kunststudium bei Lothar von Kunowksi begann. In einem Remscheider Hutgeschäft konnte Arntz im selben Jahr zum ersten Mal ausstellen. Die 1920er-Jahre waren zunächst vom Umgang mit linken revolutionären Kreisen geprägt, die dem bis dahin durchaus zu Nationalismus und Militarismus neigenden Künstler neue Impulse und seinem Leben eine andere Ausrichtung vermittelten. Arntz engagierte sich lose politisch, nahm an linken Demonstrationen teil und machte im Düsseldorfer Aktivistenbund schließlich die Bekanntschaft des Malers Jankel Adler, der ihn in die Kölner Gruppe stupid einführte. Hier verkehrte er mit den führenden Köpfen des Politischen Konstruktivismus in Deutschland: Marta Hegemann, Heinrich Hoerle, Anton Räderscheidt und Franz Wilhelm Seiwert.
Erfolgreicher Grafiker und Wegbereiter des Piktogramms
Gerd Arntz wünschte sich angesichts seiner bevorstehenden Familiengründung mit Agnes Thubeauville einen sicheren Brotberuf und begann 1922 eine Buchhändlerlehre in Hagen. Diese schloss er zwar erfolgreich ab, doch zog es ihn im Anschluss mit seiner Frau erneut nach Düsseldorf, wo er wieder künstlerisch tätig war und das Atelier von Otto Dix übernahm. Allmählich entwickelte Gerd Arntz seine eigene Ausdrucksweise, die von einer stark vereinfachten figürlichen Darstellung der sozialen Milieus in Schwarz-Weiß geprägt war. Die Solidarität des Künstlers galt dabei klar der Arbeiterschicht, während er den grassierenden Militarismus, Nationalismus und Kapitalismus kritisierte. Einen großen Bewunderer fand Arntz in dem Wiener Nationalökonom Otto Neurath, der als Vater des Piktogramms gilt. Neurath holte Arntz nach Wien; gemeinsam gelang es, eine neue Richtung der angewandten Kunst zu prägen und den Siegeszug der Piktogramme einzuläuten. Eine Reise nach Moskau führte bei Gerd Arntz zur Ernüchterung, da er den Methoden des dort geltenden Sozialistischen Realismus kritisch gegenüberstand.
Emigration in die Niederlande, Zwangseinziehung zur Wehrmacht
Die Rückkehr nach Wien brachte Gerd Arntz in Konflikt mit der Obrigkeit, die das Museum seines Freundes und Förderers Neurath schloss und alle linksstehenden Organisationen verboten. Arntz konnte sich in die Niederlande absetzen, wo er in Den Haag Arbeit im Mundaneum-Institut fand. Künstlerisch sprach er sich immer wieder gegen die politische Entwicklung in Deutschland aus; 1934 schuf er seinen berühmten Holzschnitt Das Dritte Reich. Die kulturelle Freiheit der Niederlande, die Arntz sehr genoss, wurde mit der Zwangsverpflichtung zum Militärdienst jäh beendet. 1944 ergab sich der Künstler der Résistance in Paris; nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft verdingte er sich eine Zeit lang als Hafenarbeiter, ehe er 1946 nach Den Haag zurückkehren konnte, wo er unter anderem für die Unesco als Bildstatistiker arbeitete.
Überzeugter Einzelgänger, Freundschaft mit M. C. Escher
Gerd Arntz arbeitete zeitlebens allein und verweigerte den Anschluss an bestehende Künstlergruppen. Allerdings verband ihn eine tiefe Freundschaft zu seinem Künstlerkollegen Maurits Cornelis Escher, die bis zu dessen Tod im Jahr 1972 anhielt. Während Arntz in den Niederlanden bereits unmittelbar nach Kriegsende mit großem Erfolg an zahlreichen Ausstellungen partizipierte, erwachte das Interesse in Deutschland erst in den 1960er-Jahren. In Sonderheit eine gemeinsame Ausstellung der Den Haager Künstler im berühmten Düsseldorfer Malkasten verschaffte ihm auch in der Bundesrepublik großes Ansehen.
Gerd Arntz starb am 4. Dezember 1988 in Den Haag.
Gerd Arntz - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: