Matthew Barney

Matthew Barney - Sport und bildende Künste statt plastischer Chirurgie

Matthew Barney wurde am 25. März 1967 in San Francisco in Kalifornien geboren. Künstlerisches Talent besaß bereits seine Mutter, eine abstrakte Malerin, die nach der Scheidung der Eltern zwar getrennt von ihrer Familie in New York lebte, von ihrem Sohn aber regelmäßig besucht wurde. Wie viele Jungen interessierte sich auch Matthew Barney in seiner Jugend für Sport, spielte Football und übte sich im Ringen und im Wrestling. Diese Erfahrungen prägten später sein künstlerisches Werk, in dem der Sport und die damit verbundenen physischen Belastungen des menschlichen Körpers eine zentrale Rolle spielte. Seine frühesten Arbeiten wurden im Sportkomplex der Yale University in New Haven präsentiert, wo er zunächst ein Studium der Medizin begonnen hatte. Bereits nach zwei Semestern erkannte Barney aber, dass er nicht zum plastischen Chirurgen taugte und wandte sich stattdessen der Kunst zu. Während seiner Studienzeit arbeitete er auch als Fotomodell, unter anderem für Ralph Lauren. 1989 schloss er sein Studium der bildenden Kunst mit seiner Diplomarbeit Field Dressing (orofill) ab, einer frühen Installation unter Einbeziehung von Skulpturen und Videos.

Körperlicher Kampf um die Schöpfung eines Kunstwerks

Matthew Barney interessiert sich mit seiner Kunst für den menschlichen Körper und die menschliche Sexualität; beides steht für ihn in engem, unlösbarem Zusammenhang. Mit seinen Filmen und Skulpturen nimmt er außerdem Bezüge auf klassische und moderne Mythen, auf populäre und teils umstrittene Gestalten wie den Zauberkünstler Harry Houdini, den US-General MacArthur und den Raubmörder Gary Gilmore. Großes Aufsehen erregte Matthew Barney mit seiner zwölfteiligen Serie Drawing Restraint, die er zwischen 1988 und 2005 entwickelte. Kernidee war die Konstruktion einer räumlichen Situation, die dem Künstler selbst eine gewollte körperliche Beschränkung auferlegte. So zeichnete er nahezu unbekleidet kletternd an Wänden und Decken, springend auf einem Trampolin, fixiert durch Plastikschläuche und machte aus dem schöpferischen Akt zugleich eine energetische Performance. Später erweiterte Matthew Barney dieses Konzept noch um Videoinstallationen, mittels derer er erzählende Sequenzen in seine Darbietung integrierte. Auf diesen Filmen waren zum Beispiel als Satyrn verkleidete Akteure zu sehen, die in einer Limousine durch Manhattan fuhren und dabei ein erotisch aufgeladenes Spiel vollführten.

Inspiration aus Horrorkino, moderner Kunst und Psychoanalyse

Matthew Barney gesteht ohne Scheu und Umschweife ein, zahlreiche Inspiration aus der US-amerikanischen Populärkultur zu schöpfen. Insbesondere Horrorfilme wie Der weiße Hai, Der Exorzist, Das Omen oder Shining führt er als Vorbilder an, aber auch selbst erstellte Aufzeichnungen von Footballspielen. Natürlich spielen auch die bedeutenden Videokünstler der 1970er- und 1980er-Jahre eine Rolle: Matthew Barney kennt und zitiert das Werk von Joseph Beuys, Marina Abramović und Bruce Nauman; mit Beuys teilt Barney die Vorliebe für Vaseline als wichtiges Requisit. Auch den Erkenntnissen der Psychoanalyse schenkt er umfassende Beachtung.

Matthew Barney lebt und arbeitet in New York.