Frank Bauer

Frank Bauer, geboren 1964 in Recklinghausen, besuchte bereits als Kind mit seinen Eltern die Münchener Pinakothek und verharrte dort mit ehrfürchtigem Schauer vor den Bildern der alten Meister Albrecht Dürer und Lucas Cranach, deren lebensnahe Interpretation blutiger Szenen wie die Enthauptung des Holofernes durch Judith das noch kindliche Gemüt des späteren Fotografen und Malers stark beeindruckten. Aber selbst beim fleißigen Studieren der Museumskataloge verschwendete Frank Bauer keinen Gedanken daran, selbst Künstler zu werden, sondern strebte lange eine Laufbahn als Biologe an, ehe er dann doch zur Kunst kam – wenn auch nicht gleich zur Malerei: Der Großvater schenkte dem kleinen Frank zur Kommunion eine Kamera und richtete ihm eine Dunkelkammer ein. Das war der Beginn einer ganzen Reihe von Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die Frank Bauer anfertigte: Porträts von Freunden und Familienmitgliedern, Architektur, die ihm gefiel. Dabei zeigte der junge Künstler früh ein großes Interesse am Experimentieren mit Licht und Schatten.

Frank Bauer war von der Fotografie so angetan, dass zu Beginn der 1990er Jahre tatsächlich eine Karriere als Modefotograf ins Auge fasste. Die Erkenntnis, dass der hektische und teamorientierte Modebetrieb seinen musischen Ablösungsbedürfnissen kaum entsprach, ließ ihn umdenken. Eine Kunstlehrerin, die selbst bei dem Bildhauer Erwin Heerich studiert hatte, ermutigte ihn, sich an der Düsseldorfer Kunstakademie zu bewerben. Frank Bauer folgte dem Rat, wurde angenommen und studierte von 1985 bis 1993 an der Staatlichen Kunstakademie. Dort schätzte er die bislang ungekannte Freiheit zur künstlerischen Entfaltung, tat sich aber mit dem verkopft-intellektuellen Diskursklima der Klasse von Gerhard Richter, die er besuchte, schwer. Obwohl das Verhältnis zu Richter nicht spannungsfrei war, wurde er 1992 dessen Meisterschüler. In dieser Zeit lernte er auch die Arbeit mit dem Episkop kennen und schätzen, mit dem sich optische Vorlagen projizieren lassen. Die entsprechende Verwendung einer Camera obscura wird auch alten Meistern wie Jan Vermeer und Michelangelo Merisi da Caravaggio zugeschrieben, zwei Künstler, die Frank Bauer sehr schätzt.

Frank Bauer hat das Fotografieren nicht gänzlich aufgegeben, aber die Bilder, die er jetzt mit seiner Kamera aufnimmt, dienen in der Regel nur als Vorlage für seine oft fotorealistischen Gemälde. Zwar fotografiert er auch nach wie vor privat, aber nur zu seinem Vergnügen und ohne die Absicht, diese Bilder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. An der Fotografie schätzt Frank Bauer den Farbenreichtum, den er für seine Gemälde übernimmt. Er selbst sieht sich als Maler, dessen Malerei aus der Fotografie erst Kunst schaffe. Bauer nutzt ganz verschiedene Kameramodelle, von der hochwertigen Rollfilmkamera bis zur grob aufgelösten Kamera eines alten Mobiltelefons. Als Vorlagen für seine Gemälde nimmt er am liebsten Aufnahmen, die verschwommen sind, weil er in der Unschärfe des Vorbilds eine größere künstlerische Herausforderung erkennt. Es ist gerade die Unvollkommenheit der Vorlage, die sie für die Arbeit des Künstlers so reizvoll macht. Auch bei den Motiven wählt Bauer oft das Alltägliche, Unscheinbare, das erst durch den Pinsel des Künstlers einen besonderen Anstrich erhält.