Giovanni di Bologna, genannt Giambologna, war der letzte große Bildhauer der italienischen Renaissance, der seinen bleibenden Ruhm vor allem seinem beeindruckenden Gespür für Dynamik und raffinierte Details verdankte.
(...) WeiterlesenGiambologna - Ein riesiger Neptun aus Bronze für den Papst
Giovanni di Bologna wurde im Jahr 1529 in Douai, damals zu den Niederlanden, heute zu Frankreich gehörend, geboren. In jungen Jahren begann er seine Ausbildung in Antwerpen bei dem Bildhauer und Architekten Jacques du Broeucq, ehe er 1550 nach Italien zog und seine Studien in Rom fortsetzte. In Rom fand er die Möglichkeit, sich detailliert mit der Bildhauerkunst des klassischen Altertums auseinanderzusetzen. Auch die Werke von Michelangelo besaßen einen großen Einfluss auf Giambologna, der sich jedoch imstande sah, einen eigenen manieristischen Stil zu entwickeln, der sich durch kühle Eleganz und ausgearbeitete Oberflächen auszeichnete und weniger Wert auf Emotionen legte. Papst Pius IV. selbst zeigte sich von Giambolognas Kunstfertigkeit angetan und erteilte Giovanni di Bologna einen prestigeträchtigen Auftrag: eine 3,5 Meter hohe Neptunstatue aus Bronze, die für einen Brunnen in Bologna gedacht war, dessen Sockel mit Delfinen und Sirenen von Tommaso Laureti gestaltet wurde. Der zwischen 1563 und 1566 errichtete Brunnen ist heute ein Wahrzeichen der Stadt Bologna und wird von den Bolognesern nur respektvoll »der Riese« genannt.
Erfolgreiche und produktive Jahre in Florenz
Giambologna ließ 1553 in Florenz nieder, wo er seine produktivsten Jahre erlebte. Nach einem Jahrzehnt erfolgreicher künstlerischer Tätigkeit in Florenz wurde er 1563 in die von Herzog Cosimo I. de' Medici auf Anregung des Malers und Architekten Giorgio Vasari im selben Jahr gegründete Florentiner Kunstakademie berufen. Giambolognas Reputation war so gewaltig, dass die mächtige Familie Medici, die über Florenz herrschte, dem Künstler sogar verbot, die Stadt zu verlassen, weil man fürchtete, er könnte von den österreichischen oder spanischen Habsburgern abgeworben werden. Giovanni di Bologna wusste, was er seinen Schutzherren schuldig war und förderte mit seiner Kunst auch die politische Propaganda der Medici, die er mehr oder weniger subtil in seine Skulpturen einarbeitete: besonders deutlich tat er das in einer Darstellung des florentinischen Sieges über Pisa, aber auch in einer Umdeutung des biblischen Helden Samson auf Francesco de' Medici.
Ein Maßstab für nachfolgende Generationen
Giambologna war berühmt für die bewegte Haltung seiner Figuren, die er gleichermaßen mit Zurückhaltung oder kühner Dynamik ausgestalten konnte. Zu seinen berühmtesten Werken zählt der geflügelte Merkur, den er in gleich vier Versionen ausführte. Kaum weniger bekannt ist die Skulptur Der Raub der Sabinerinnen, deren drei Figuren Giambologna aus einem einzigen Block Marmor gehauen hat. Zu einer Totenmaske, die der Bildhauer Daniele da Voltorra nach dem Tod des großen Michelangelo 1564 von diesem angefertigt hatte, schuf Giambologna einen bekleideten Oberkörper. Mit seinen zukunftsweisenden Darstellungen der Venus beeinflusste er die nachfolgenden Bildhauergenerationen in Italien, darunter auch Giambolognas berühmter Schüler Adriaen de Vries. In Deutschland verdankt Giambologna seinen Ruhm vor allem einer Statuette des Mars, die er 1587 Christian I. zu dessen Proklamation als Kurfürst von Sachsen verehrte. Dieses Kunstwerk war 2018 Gegenstand einer öffentlichen Debatte um die Besitzverhältnisse, die den Namen des Künstlers landesweit bekannt machte.
Giovanni di Bologna starb am 13. August 1608 in Florenz und wurde in der Santissima Annunziata bestattet – die Kapelle hatte er selbst entworfen.
Giovanni di Bologna, genannt Giambologna - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: