Wilhelm Busch war mehr als seine pointierten Gedichte und Bildergeschichten – und vor allem anders. Der vielleicht einflussreichste humoristische Dichter und Zeichner Deutschlands war als Mensch ernst und verschlossen und suchte zeitlebens nach einer tieferen künstlerischen Erfüllung, als sie ihm die Werke, die ihn berühmt machten, bieten konnten.
(...) WeiterlesenWilhelm Busch - Verspätetes Kunststudium in Düsseldorf und Antwerpen
Wilhelm Busch wurde am 15. April 1832 in Wiedensahl geboren. Er war das erste von sieben Kindern einer frommen Protestantenfamilie, die es mit der Zeit zu einigem Wohlstand brachte und so gleich drei Söhnen ein Studium finanzieren konnte. Einer davon war Wilhelm Busch, der zuvor schon von seinem Onkel, dem Pfarrer Georg Kleine, Privatunterricht erhalten hatte. 1847 begann er ein Maschinenbaustudium an der heutigen Leibniz Universität Hannover, das er nach vier Jahren abbrach, um an die Kunstakademie in Düsseldorf zu wechseln. Mit Unterstützung der Mutter hatte er seinen Vater dazu gebracht, für ein Jahr die Studiengebühren zu bezahlen – als man ihm jedoch die fortgeschrittenen Klassen verwehrte und ihn stattdessen den vorbereitenden Kursen von Karl Ferdinand Sohn und Heinrich Mücke zuwies, erlosch die Begeisterung des jungen Künstlers und er blieb dem Unterricht fern. 1852 zog Wilhelm Busch nach Antwerpen, um sein Studium bei dem belgischen Maler Josephus Laurentius Dyckmans fortzusetzen. Die Eltern hatte er mit fadenscheinigen Gründen von der Notwendigkeit dieses Wechsels überzeugt.
Selbstzweifel und Krankheit, Zerwürfnis mit den Eltern
Wilhelm Busch kam in Antwerpen mit der Kunst von Adriaen Brouwer, Frans Hals und Peter Paul Rubens in Kontakt, die ihn ebenso beeindruckte wie belastete. Er zweifelte im Angesicht der alten Meister an seinen eigenen malerischen Fähigkeiten. Von seiner Krankheit gezeichnet, suchte er einmal mehr Zuflucht bei seinem Onkel Georg Kleine, der längst anstelle der leiblichen Eltern getreten war, von denen sich Wilhelm Busch zunehmend entfremdet hatte. Der Streit über eine Fortsetzung seines Kunststudiums in München führte zum endgültigen Zerwürfnis mit seinem Vater; nach einer letzten Geldzahlung brach der Kontakt ab. Die künstlerischen Misserfolge ließen Busch eine Auswanderung nach Brasilien in Betracht ziehen, doch bot ihm der Verleger Kaspar Braun eine Mitarbeit bei seinen satirischen Blättern an; diese Tätigkeit brachte dem Künstler die ersten Honorare, die für eine Lebenssicherung ausreichten. Erfüllung fand er in dieser Arbeit nicht, er betrachtete sie als bloßen Broterwerb ohne jeden Anspruch und empfand die wirtschaftliche Abhängigkeit von Kaspar Braun als einengende Fessel. Allen Versuchen, als anerkannter Maler Fuß zu fassen, war jedoch kein Erfolg beschieden.
Kontroversen um den Großvater des modernen Comics
Wilhelm Busch hatte schon im Kindesalter großes Zeichentalent bewiesen, unter anderem mit einem Porträt seines Jugendfreundes Erich Bachmann, einem Müllersohn, der gewisse Ähnlichkeit mit dem Lausbuben Max besaß, während der Kompagnon Moritz Busch selbst nachgebildet war. Die eigentliche Bildergeschichte Max und Moritz, sein vielleicht berühmtestes, wenn auch keineswegs künstlerisch eindrucksvollstes Werk, verkaufte Wilhelm Busch für zwei Jahreslöhne an Kaspar Braun – zunächst ein großer finanzieller Gewinn für den Künstler, aber nur ein Bruchteil dessen, was der Verleger später daran verdiente. Trotzdem ging es jetzt für Busch wirtschaftlich kontinuierlich bergauf, wenn auch nicht ohne Widerspruch: Mit seiner Bildergeschichte Der heilige Antonius von Padua brachte er seinem neuen Verlag Moritz Schauenburg einen Gerichtsprozess wegen Blasphemie ein, mit seinem Werk Die fromme Helene kränkte er seine Freundin und Mäzenin Johanna Keßler. Empörte Reaktionen auf seine teils scharfen und verletzenden Karikaturen blieben auch in den Folgejahren nicht aus. Die Grenzen sind bis heute umstritten, insbesondere die häufige Darstellung von Prügelstrafen sowie manche Verse über Juden, die dem Künstler den Vorwurf des Antisemitismus eingebracht haben.
Wilhelm Busch starb am 9. Januar 1908 in Mechtshausen. Als erster Vorläufer des heute allgegenwärtigen Comics genießt er bleibenden Ruhm, doch sein lebenslanger Traum, ein großer Maler zu werden, erfüllte sich nicht.
Wilhelm Busch - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: