Annibale Carracci

Annibale Carracci - Bedeutendstes Mitglied des Künstlerdreigestirns Carracci

Annibale Carracci wurde am 3. November 1560 in Bologna geboren. Der Bruder des italienischen Malers und Kupferstechers Agostino Carracci hätte nach dem Willen seines Vaters eigentlich eine Ausbildung zum Schneider absolvieren sollen, schloss sich stattdessen aber seinem Cousin, dem Maler Lodovico Carracci, auf dessen Studienreise nach Parma an. Nachdem Annibale in Parma drei Jahre lang die Grundlagen der Malerei erlernt und zu diesem Zweck auch zahlreiche Fresken von Correggio kopiert hatte, bereiste er die Toskana und Venedig, wo er sich mit der Kunst von Tintoretto, Tizian und vor allem Pablo Veronese beschäftigte. In Venedig soll Carracci eine Zeit lang mit Jacopo Bassano zusammengewohnt und viel von dessen Malweise adaptiert haben. Als wichtigster Einfluss für das Lebenswerk von Annibale Carracci gilt jedoch der erst später von ihm entdeckte Raffael. Gemeinsam mit Bruder und Cousin erwarb er sich in Europa beträchtlichen Ruhm; das Dreigestirn Carracci galt in den 1580er Jahren mit seiner die Grenzen sprengenden Malweise als wegweisend und radikal, und Annibale überragte seinen Bruder und seinen Cousin noch an Bedeutung.

Der Palazzo Farnese als Hauptwerk, Zerwürfnis mit dem Auftraggeber

Annibale Carracci folgte 1595 dem Ruf von Kardinal Odoardo Farnese nach Rom, um die malerische Innenausstattung des Piano nobile im Palazzo Farnese zu übernehmen. Der Kardinal folgte damit einer ausdrücklichen Empfehlung seines Bruders Ranuccio, des Herzogs von Parma. Der Künstler wiederum erfüllte den ehrträchtigen Auftrag mit Bravour und schuf mit den prachtvollen mythologischen Fresken einige seiner besten Werke. Ab dem Jahr 1602 unterstützten Carraccis Schüler Francesco Albani, Guido Reni und Domenichino ihren Meister bei der Ausführung der anspruchsvollen und zeitraubenden Arbeit. Die Dankbarkeit und vor allem Entlohnung seines Dienstherrn entsprachen allerdings bei Weitem nicht dem großen Einsatz, den Annibale Carracci zeigte, sodass er sich 1605 im Unfrieden von der Familie Farnese trennte. In der Folge legte der erboste Künstler die Hände aber nicht in den Schoß, sondern schuf einige seiner beeindruckendsten religiösen Werke – darunter die Flucht nach Ägypten und die Grablegung Christi.

Ein vielseitiger Künstler mit einem Hang zur Melancholie

Annibale Carracci malte nicht einfach nach der Natur, sondern entwickelte vielmehr seinen ganz eigenen Stil, um Bewegung und Lichteinfall einzufangen und mit malerischen Mitteln wiederzugeben. Wie sein Bruder und sein Cousin begriff er sich als Teil eines großen Bogens, den die Kunstgeschichte Italiens über die Jahrhunderte spann und als eine der tragenden Säulen ihrer Ruhmeshalle. Zwar konnte er seine klassizistischen Wurzeln und eine Neigung zum heroischen Ideal kaum verleugnen, doch bewies er darüber hinaus eine erstaunliche Vielseitigkeit: Neben seinen großen mythischen Fresken und religiösen Altarbildern schuf Annibale Carracci Landschafts- und Genremalereien, fertigte kleine Handzeichnungen an und versuchte sich sogar an Karikaturen. Trotz aller Erfolge und kreativen Erfüllung wurde Annibale Carracci ein Hang zur Schwermut zugeschrieben, der sich in den letzten Jahren vor seinem Tod verstärkte.

Annibale Carracci starb am 15. Juli 1609 in Rom.