Annibale Carracci - Selbstportrait - image-1

Lot 1437 Dα

Annibale Carracci - Selbstportrait

Auktion 1057 - Übersicht Köln
14.11.2015, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister und des 19. Jahrhunderts
Schätzpreis: 120.000 € - 150.000 €
Ergebnis: 124.000 € (inkl. Aufgeld)

Annibale Carracci

Selbstportrait

Öl auf Papier auf Leinwand aufgezogen (doubliert). 41 x 33 cm.

Das bisher noch nicht publizierte Gemälde Annibale Carraccis wurde von Prof. Andrea Emiliani, Prof. Claudio Strinati und Dr. Nicholas Tuner unabhängig voneinander untersucht und übereinstimmend als ein wichtiges Werk im Oeuvre von Carracci bewertet.
Da Carracci immer wieder in regelmäßigen Abständen Selbstportraits anfertigte, können wir heute wichtige Entwicklungen aus diesen Darstellungen ablesen. Der Künstler beobachtete die Veränderungen seines Erscheinungsbildes sehr genau. Dabei zeigte er nicht nur Veränderungen auf, die auf seinen natürlichen Alterungsprozess zurückzuführen waren, sondern auch die Zeichen seines seelischen Verfall die letztendlich zu seinem frühzeitigen Tod führen sollten. Die Mehrheit seiner Selbstportraits entstanden nicht aus einem bestimmten Anlass. Sie sind eine Dokumentation von Carraccis Persönlichkeitsbild und seinem emotionalem Zustand. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass Carracci, wie auch bei dem uns hier vorliegenden Gemälde, häufig Papier als Bildträger benutzte, womit er eine schnelle, direkte Aufzeichnung der Realität vornehmen und fixieren konnte.
“The lively brushstroke and the energy of the handling in the highlights running down the bridge of the nose, and the beautiful modulation of the folds in the painter´s collar, show the painter at this best” (Turner, 2013). Diese stilistischen Elemente lassen vermuten, dass das Portrait während seines Aufenthaltes in Rom enstand, als Carracci auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen war.
In seinen späteren Portraits wurden die psychologischen und malerischen Erforschungen seiner Person genauer deutlich. Beispiele hierfür befinden sich in den Uffizien und in Hampton Court. Direkte Parallelen lassen sich zwischen unserem Portrait und einer Zeichnung (circa 1600-1605) Carraccis aufzeigen, die sich im Getty Museum befindet. Innerhalb beider Darstellungen entscheidet sich der Maler für eine sehr nahsichtige Ansicht. Indem sein Gesicht zudem fast bis zur Hälfte in den Schatten getaucht ist und sein melancholischer Blick einen Punkt auf Seiten des Betrachters zu fixieren scheint, erzeugt das Portrait eine nahezu intime Atmosphäre.
Als ein weiterer sehr interessanter Vergleich lässt sich ein Stich eines seiner Portraits aufzeigen, welcher 1672 von Aubert Clouwet publiziert wurde. Das dazugehörige Originalgemälde, welches Carracci bei seiner Ankunft in Rom malte, gilt als verschollen (E. Borea: Il volto di Annibale Carracci nelle stampe […]. In: Annibale Carracci e i suoi incisori, 1986, S. 307-312). Donatella Sparti geht aufgrund verschiedener Quellen davon aus, dass sich das originale Vorbild zu dem Stich, welches heute verschollen ist, einst in der Sammlung von Francesco Angeloni (1587-1652) und Giovanni Pietro Bellori befand (D. L. Sparti: Giovan Pietro Bellori and Annibale Carraccis Self-Portraits [...]. In: Mitteilungen des Kunsthistorischen Institutes in Florenz, XLV, 2001, Heft 1/2, S. 60-101).

Zertifikat

Andrea Emiliani, Bologna. - Nicholas Turner, Essex, 16.2.2013. - Claudio Strinati, Rom, 3.3.2013.

Provenienz

Europäische Privatsammlung.