Carlo Dolci gilt als der bedeutendste florentinische Maler des 17. Jahrhunderts; er wurde gerühmt für seine außerordentlich präzise und detailreiche Maltechnik und für seine religiösen Motive, die er in harmonisch zarter Farbgebung und plastischer Schattenführung in meist kleinem Format komponierte.
(...) WeiterlesenCarlo Dolci – Karrierebeginn als hochbegabter Porträtist
Carlo Dolci wurde am 25. Mai 1616 in Florenz geboren. Sein künstlerisches Talent, das er wohl seinem Großvater mütterlicherseits verdankte, der selbst als Maler tätig gewesen war, wurde früh erkannt. Der Ausbildung durch einen unbekannten Florentiner Maler war Carlo Dolci jedoch rasch entwachsen, so dass man ihn in die kundigen Hände des geehrten Barockmeisters Jacopo Vignali gab. Neben Vignali war es vor allem der dem Manierismus zuneigende Hofmaler der Medici Agnolo Bronzino, der Carlo Dolcis Kunst- und Malverständnis nachhaltig prägte. Werke wie das Blumenstillleben in den Florentiner Uffizien legen außerdem die Vermutung nahe, dass Dolci auch ausgezeichnet mit den Eigenheiten der flämischen und niederländischen Malerei vertraut war. Ungeachtet dieser Einflüsse und Vorbilder entwickelte Carlo Dolci jedoch seinen eigenen Stil. Zunächst zeigte er eine große Begabung für die Porträtmalerei, versäumte es aber, diesen künstlerischen Weg konsequent weiterzuverfolgen. Stattdessen erkor er, unter dem Eindruck der Gegenreformation, religiöse Themen zu seinem zentralen Sujet, das er im Lauf seiner Karriere eindrucksvoll umsetzte.
Große Erfolge mit religiösen Kompositionen
Carlo Dolci blieb entgegen den Gepflogenheiten seiner Zeit in seiner Heimatstadt Florenz und schloss sich nicht seinen vielen Florentiner Malerkollegen an, die es nach Rom zog, wo die monumentale Barockmalerei einen gewaltigen Aufschwung erlebte. In der abgelegenen Toskana fand er zu einer individuellen malerischen Ausdrucksweise, die aus den eher nüchternen und statischen Traditionen seiner Heimat schöpfte und damit in gewissem Gegensatz zu den üppigen und oberflächlichen Konventionen der zeitgenössischen Bravourmalerei stand. Statt kräftigen, leuchten Farben und starken Emotionen setzte Dolci auf eine zarte Farbpalette und eine leicht süßliche Frömmigkeit. Obwohl der die Porträtmalerei, der er seine ersten Erfolge verdankte, nie ganz aufgab und zeit seines Lebens als Porträtist hochgeschätzt wurde, waren seine berühmtesten Kompositionen im Genre der religiösen Malerei angesiedelt. Bei den Sammlern und Mäzenen seiner Zeit fand Carlo Dolci damit großen Anklang, so dass er viele seiner Bilder in mehreren Varianten ausführte, um die große Nachfrage zu befriedigen. Seine immens sorgfältige Arbeitsweise erwies sich für die großformatige Freskenmalerei als untauglich, weshalb er überwiegend in kleinem Format malte.
Ein frommer Künstler und langsamer Arbeiter
Carlo Dolci war berühmt für seine Frömmigkeit: Bereits im Alter von elf Jahren beeindruckte er mit einem frühen Versuch einer Darstellung des heiligen Johannes und später malte er jährlich zur Passionswoche eine neue Halbfigur des Erlösers mit Dornenkrone. Seine letzten Lebensjahre soll der Künstler in dumpfer Melancholie verbracht haben, angeblich ausgelöst durch die Konfrontation mit dem ungleich schnelleren und effektiveren Arbeitstempo seines berühmten Zunftkollegen Luca Giordano, genannt Fa Presto, ›rascher Arbeiter‹, der binnen fünf Stunden ein größeres Pensum bewältigte als Carlo Dolci in mehreren Monaten gelang. Für seine mangelhafte Produktivität war Dolci ohnehin berüchtigt: Sein Biograf Baldinucci attestierte ihm mit freundlichem Spott, er würde für die Darstellung eines einzigen Fußes mehrere Wochen benötigen. Auch der vorzeitige Tod seiner Tochter und Schülerin Agnese Dolci, die in seinem Stil gemalt und ihm beim Vervielfältigen seiner Werke geholfen hatte, warf einen dunklen Schatten auf den Lebensabend des Künstlers.
Carlo Dolci starb am 17. Januar 1686 in seiner Geburts- und Heimatstadt Florenz.
Carlo Dolci - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: