Sighard Gille

Sighard Gille wurde am 25. Februar 1941 in Eilenburg geboren. 1965 begann er sein Studium bei den Professoren Bernhard Heisig (1925–2011) und Wolfgang Mattheuer (1927–2004) an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB), das er 1970 mit dem Diplom für Malerei abschloss. Als Meisterschüler folgte er seinem Lehrer Heisig 1973 an die Deutsche Akademie der Künste der DDR in Ost-Berlin, wo er bis 1976 blieb. Im Anschluss kehrte er nach Leipzig zurück und arbeitete dort bis 1980 als Assistent für den Fachbereich Malerei an der HGB. In den 1970er Jahren begann Sighard Gille, eigenständig künstlerisch zu arbeiten und bemühte sich um eine Existenz als freischaffender Maler. Als wichtige Arbeiten dieser Phase benennt der Künstler selbst seine Werke Autofahrer, Elternbildnis und Selbst mir Friseuse, später kamen noch Bilder wie Brigadefeier-Gerüstbauer und Fähre hinzu. Dem Vorbild seines Lehrers Heisig folgend, versuchte Sighard Gille auch unliebsamen Aufträgen einen brauchbaren Ansatz abzugewinnen, da er von seiner Kunst leben wollte.

Sighard Gille war 1979 als Maler bereits so anerkannt, dass er mit der Arbeit an einem Deckengemälde für die Foyers des Neuen Gewandhauses in Leipzig beauftragt wurde. Diese Arbeit sollte er zunächst in Zusammenarbeit mit seinem Leipziger Malerkollegen Wolfgang Peuker (1945–2001) ausführen, aber die beiden Künstler konnten sich nicht auf ein gemeinsames Konzept verständigen und teilten deshalb die zur Verfügung stehende Fläche unter sich auf. Weil vonseiten des Auftraggebers aber eine einheitliche Handschrift gewünscht war, fiel der Auftrag nach einer Prüfung der Entwürfe ganz an Sighard Gille, der mit seinem Werk Gesang vom Leben das größte Deckengemälde Europas schuf. Die Inspiration für dieses monumentale Werk schöpfte der Künstler unter anderem aus dem Liederzyklus »Lied von der Erde« des Komponisten Gustav Mahler (1860–1911).

Sighard Gille liebt an der bildenden Kunst vor allem den Prozess des Schaffens und des Entstehens. Dabei treibt ihn der konsequente Wille, Neues zu schaffen; Wiederholungen vermeidet der Künstler so gut es geht. Trotzdem gibt es auch in seinem Schaffen wiederkehrende Motive: Die Elbe taucht häufig auf den Bildern Gilles auf, wenn ihr der Künstler auch immer neue Facetten abgewinnen kann. Sighard Gille lebt ganz für die Kunst, hat die Malerei zur Hauptsache erklärt, geht seit über vier Jahrzehnten immer wieder neue künstlerische Wege und verarbeitet alltägliche Erfahrungen und gesellschaftliche Entwicklungen in seinen Bildern. Unter dem Eindruck der Corona-Epidemie schuf er das dystopische Diptychon Der Fund, dem die Unsicherheiten und die Belastung, die der Künstler in dieser schwierigen Zeit empfand, deutlich anzusehen sind.

 

Sighard Gille lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Leipzig. Seine Tochter Maja Gille ist ebenfalls als Künstlerin und Musikerin tätig.