Bruno Gironcoli

Bruno Gironcoli wurde von Alberto Giacometti beeinflusst

Bruno Gironcoli wurde am 27. September 1936 in Villach geboren. Nach der Schule begann er 1951 in Innsbruck eine Ausbildung zum Gold-, Silber- und Kupferschmied, die er 1956 erfolgreich mit der Gesellenprüfung beschloss. 1957 schrieb er sich an der Universität für angewandte Kunst Wien ein, wo er zunächst bis 1959 und dann von 1961 bis 1962 studierte; zu seinen Lehrern zählte der Maler und Grafiker Eduard Bäumer (1892–1977). Im Anschluss an sein Studium zog es Bruno Gironcoli nach Frankreich; in Paris lernte er das Werk des Schweizer Bildhauers, Grafikers und Malers Alberto Giacometti (1901–1966) kennen, das ihn nachhaltig beeindruckte. Ein Jahr nach Giacomettis Tod konnte Bruno Gironcoli in Klagenfurt seine erste Einzelausstellung bespielen, 1968 folgte eine weitere Einzelausstellung in der berühmten Wiener Galerie nächst St. Stephan. 1977 wurde Bruno Gironcoli als Professor und Leiter der Bildhauerschule an der Wiener Akademie Nachfolger des zwei Jahre zuvor verstorbenen Fritz Wotruba (1907–1975).

Der Mensch zwischen Gewalt und Sexualität

Bruno Gironcoli schuf in seinem Frühwerk vor allem filigrane Objekte aus Draht, machte aber auch Gebrauch von Aluminium, Nylon, Eisen, Holz und vor allem Polyester, das zu seinem bevorzugten Werkstoff wurde. Obwohl er selbst Afrika nie besuchte, entwickelte er eine starke Faszination für indigene afrikanische Kunst; im Lauf seines Lebens trug Gironcoli eine mehr als 400 Stücke umfassende Sammlung aus Fetischen und Masken zusammen. Mit seinem eigenen skulpturalen Werk bewegte er sich zuweilen in der Nähe zum Design, wobei er den Mensch und sein Verhältnis zu Sexualität und Gewalt in den Fokus nahm. Objekte wie Löffel, Teller, Messer, Toilettenschüsseln und Wannen lieferten ihm die grundlegenden Formen für seine Skulpturen. Als einer der ersten Künstler in Österreich thematisierte Gironcoli auch den Faschismus unter Verwendung des problematischen und belasteten Hakenkreuz-Symbols. Er selbst betrachtete seine plastischen Arbeiten als Flucht und Tagträumerei. In den 1980er Jahren nahmen seine Skulpturen immer größere, mitunter monumentale Ausmaße an und stellten das Verhältnis von Mutter und Kind in den Mittelpunkt. Für einige Arbeiten machte Gironcoli auch von anderen Medien Gebrauch und installierte zum Beispiel Sound in eine Skulptur.

Einer der wichtigsten Bildhauer seiner Generation

Bruno Gironcoli vertrat sein Heimatland Österreich im Jahr 2003 auf der 50. Biennale di Venezia, von 2004 bis 2022 war sein Werk in umfassender Gesamtschau in einem eigenen Museum im Park von Schloss Herberstein in der Steiermark zu sehen. Für sein künstlerisches Schaffen erhielt Bruno Gironcoli Preise und Auszeichnungen: dazu zählten 1976 der Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst, 1979 der Österreichische Kunstpreis für Bildende Kunst, 1993 der Große Österreichische Staatspreis, 1995 der Kulturpreis der Stadt Villach und 1996 das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.

Bruno Gironcoli starb am 19. Februar 2010 in Wien.