Hendrick Goltzius

Hendrick Goltzius - Behinderung der rechten Hand, Förderung durch den Vater

Hendrick Goltzius wurde im Januar oder Februar 1558 in Bracht bei Venlo geboren. Für den Sohn des Glasmalers Jan war der Weg zur Kunst vorgezeichnet, bereits sein Vater erteilte ihm ersten Unterricht. Schon früh ereilte ihn ein Handicap, das seiner glanzvollen Laufbahn ein vorzeitiges Ende hätte setzen können: Noch im Kleinkindalter geriet er in ein Feuer, das seine Hände versengte und an seiner rechten Hand aufgrund falscher Behandlung bleibende Verletzungen hinterließ; zeitlebens war er nicht imstande, sie völlig zu öffnen. Umso mehr Geschick bewies Hendrick Goltzius im Gebrauch der linken Hand; er übersäte das das ganze Haus mit seinen Zeichnungen und überzeugte damit seinen Vater, seine künstlerische Ausbildung zu fördern. Die bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnisse und die häufige Krankheit der Mutter zwangen Hendrick Goltzius jedoch zu umfassender Mithilfe im Haushalt, sodass die Kunst zurückstehen musste. Durch viel Geduld und Mühe gelang es ihm jedoch, auch seine lahme rechte Hand mit großer Kunstfertigkeit einzusetzen und sich dem Verleger Dirck Volkertszoon Coornhert als Lehrling zu empfehlen.

Große Erfolge als Kupferstecher und Verleger

Hendrick Goltzius besaß einen ausgeprägten Ehrgeiz, seine Fähigkeiten als Kupferstecher unter Beweis zu stellen. Zu diesem Zweck reiste er einige Jahre durch Italien und Deutschland, um seine Kenntnisse zu vertiefen und seine Techniken zu verfeinern. In Haarlem arbeitete er mit großem Erfolg für seinem Lehrherrn Coornhert als Stecher. Dabei machte er sich einen so glänzenden Namen, dass er es sich im Jahr 1582 erlauben konnte, seinen eigenen Verlag zu gründen. Die von ihm publizierten Stiche versah mit dem selbstgewissen Hinweis: von Goltzius gedruckt. Mit dem Zeichner und Dichter Karel van Mander verband ihn nicht nur eine Freundschaft, sondern auch eine Ateliergemeinschaft, der sich bald auch der ältere Maler Cornelis Cornelisz. van Haarlem anschloss. Einen Großteil der biografischen Informationen über Hendrick Goltzius überlieferte sein Freund Karel van Mander in seinem berühmten Schilder-Boeck. Immer stärker wandte sich der Künstler in seinem Stil den lockeren Formen des Spätmanierismus zu.

In späteren Jahren Hinwendung zur Malerei

Hendrick Goltzius verwendete trotz seiner Behinderung nach dem Zeugnis seines Freundes und Biografen Karel von Mander vor allem die rechte Hand zum Stechen, während er die linke zur Führung des Pinsels einsetzte, als er sich in späteren Jahren der Malere zuwandte. Er war längst über 40 Jahre alt, als er sich unter dem Einfluss des Manierismus vermehrt an Gemälde wagte. Der flämische Künstler Bartholomäus Spranger, dessen Bilder Hendrick Goltzius häufig als Vorlage für seine Stiche verwendet hatte, diente ihm auch als Vorbild für seine Arbeit als Maler. Die berühmtesten Stecher ihrer Zeit nahmen Unterricht in Goltzius' Werkstatt, darunter Jakob Matham, Jan Saenredam und Pieter de Jode der Ältere. Stiche nach Goltzius entwickelten sich zum beliebten und weitverbreiteten Exportartikel und sind heute in fast jedem Museum und jeder Sammlung zu finden.

Hendrick Goltzius starb am 29. Dezember 1616 in Haarlem. Abweichende Quellen nennen als seinen Todestag den 1. Januar 1617.