Eva Gonzalès - Musisch interessiertes Elternhaus, Umgang mit der kulturellen Elite
Eva Gonzalès wurde am 19. April 1847 in Paris geboren. Ihr Vater war der berühmte Schriftsteller Emmanuel Gonzalès, dessen Novelle Frères de la côte den jungen Émile Zola stark beeinflusste. Eine persönliche Bekanntschaft zwischen Gonzalès und Zola vermittelte Édouard Manet, in dessen Atelier Eva Gonzalès schließlich die einzige Schülerin wurde – und Modell stand für das weltberühmte Bild Eva Gonzalès peignant dans l'atelier de Manet, welches sie im weißen Kleid sitzend vor einer Staffelei und an einem Blumenstillleben arbeitend zeigt. Der Umgang mit den Größen der Pariser Kulturszene war für Eva Gonzalès schon früh eine Selbstverständlichkeit, dafür sorgte ihr berühmter Vater als Präsident der Société des gens de lettres. Unter anderem war der Dichter Théodore de Banville ein regelmäßiger Gast im Salon ihrer Eltern. Auch die Mutter war musisch interessiert und ausgebildete Musikerin.
Unterricht bei Charles Chaplin und Édouard Manet
Ihre ersten zeichnerischen Gehversuche hatte Eva Gonzalès im Atelier von Charles Chaplin gemacht, der ausschließlich Schülerinnen unterrichtete. Ein Studium an den staatlichen Kunstakademien blieb ihr als Frau zu dieser Zeit verwehrt. Als ihr der belgische Maler Alfred Stevens schließlich den Kontakt zu Édouard Manet vermittelte, verfügte die junge Künstlerin nicht nur über solide Grundkenntnisse, sondern hatte bereits ihr erstes eigenes Atelier bezogen. Trotzdem ist der Einfluss Manets in ihrem Frühwerk unübersehbar, auch das Gemälde Enfant de Troupe (Der Hornist), das sie 1870 erfolgreich beim Pariser Salon einreichte, gilt als Verbeugung vor Manets vier Jahre älterem Werk Le Fifre (Der Pfeifer).
Exil in Dieppe, erfolgreiche Entwicklung eines eigenen Stils
Der Deutsch-Französische Krieg sowie die revolutionäre Herrschaft der Pariser Kommune trieben Eva Gonzalès nach Dieppe, wo sie ihre Liebe zur Landschaftsmalerei entdeckte. Obwohl sie ihrem Lehrer Manet zeitlebens sehr verbunden blieb, entwickelte sie ab 1872 ihren eigenen Stil, der sich durch einen vermehrten Einsatz von Farben auszeichnete. Bereits ihrer Umwelt galt Eva Gonzalès als Impressionistin, dennoch mied sie sämtliche impressionistischen Vereinigungen und nahm an keiner zugehörigen Gruppenausstellung teil – auch hierin folgte sie dem Vorbild Manets. Ihr Sujet war das tägliche Leben, insbesondere Frauen malte sie gern, eines ihrer häufigsten Modelle war ihre Schwester Jeanne. Schon zu Lebzeiten erregte die Künstlerin viel Aufmerksamkeit und erhielt lobende Kritiken und Beifall von bedeutenden Stimmen wie Émile Zola und Zacharie Astruc. 1883 konnte sie in der renommierten Galerie Georges Petit ausstellen. Privat fand sie ein kurzes Glück an der Seite des Grafikers und Kupferstechers Henri Guérard, der mit Manet befreundet war.
Eva Gonzalès starb am 5. Mai 1883 im Kindbett in ihrer Geburts- und Heimatstadt Paris. Nur wenige Tage zuvor hatte sie vom Tod ihres verehrten Lehrers Manet erfahren und herzlich bedauert, dass sie dessen Beerdigung nicht beiwohnen könne. Zwei Jahre nach ihrem Tod ehrten sie die Salons de La Vie Moderne mit einer 88 Werke umfassenden Ausstellung.
Eva Gonzalès - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: