Carl Grossberg

Carl Grossberg – Schüler von Walther Klemm und Lyonel Feininger

Carl Grossberg wurde am 6. September 1894 als Georg Carl Wilhelm Grandmontagne in Elberfeld geboren. Nach dem Abitur begann er in Aachen ein Architekturstudium, das er bald in Darmstadt fortsetzte. Die Entscheidung seines Vaters, den Familiennamen eindeutschen zu lassen, quittierte Carl Grossberg mit Enttäuschung. 1915 wurde er zum Militärdienst einberufen und kämpfte nach eigener Darstellung als Offizier an der Front. Nach einer Verwundung kehrte er 1918 aus dem Krieg zurück und setzte sein Studium bei Walther Klemm in Weimar fort, bereits 1919 wurde er Schüler von Lyonel Feininger am Bauhaus, wo er sich besonders mit Dekorationsmalerei und Raumkunst beschäftigte. Gerade dem Frühwerk Grossbergs ist der Architekturstudent anzumerken: Zu sehen sind vorwiegend Stadtansichten, die in ihrer Darstellung betont sachlich, ohne jede Emotion auf die reine Funktionalität ausgerichtet waren und deutlich den Einfluss seines Lehrers Feininger erkennen ließen. Zur gleichen Zeit entstanden außerdem seine ersten »Traumbilder«, bei denen er eine gänzlich andere Tonalität anschlug: Carl Grossberg zeigte hier fantastische Szenerien, die sich einer rational-logischen Deutung verweigerten.

Detailreiche Maschinenbilder und Industrielandschaften

Carl Grossberg erhielt seine erste Einzellausstellungen 1926 beim Kunsthaus Schaller in Stuttgart und etwas später in der Galerie Nierendorf in Berlin. Nach mehreren Aufenthalten in Berlin, Düsseldorf und Köln beteiligte er sich 1929 an der vielbeachteten Ausstellung »Neue Sachlichkeit« im Amsterdamer Stedelijk Museum. Ein Stipendium für die Villa Massimo führte ihn nach Rom. Zu dieser Zeit hatte Grossbergs Malstil die eher detailarme Farbigkeit der frühen Werke bereits hinter sich gelassen und zu jenem präzisen Detailreichtum gefunden, der dem Betrachter seiner Bilder auch heute sofort ins Auge sticht. Die verstärkte Hinwendung zur Neuen Sachlichkeit brachte auch einen deutlichen Wechsel der Motive mit sich; auf die Stadtszenen der ersten Schaffensphase folgten jetzt verstärkt industrielle Sujets wie Fabriken und Maschinen. Auch die Traumbilder, an denen er bis Anfang der 1930er Jahre festhielt, zeigten surrealistische Maschinenkonstrukte, zum Beispiel das 1928 entstandene Bild Dampfkessel mit Fledermaus. 1933 plante Carl Grossberg einen Bilderzyklus, der die wichtigsten Industrien Deutschlands verbildlichen sollte, doch das ambitionierte Projekt konnte nie verwirklicht werden.

Letzte Jahre im Schatten des Nationalsozialismus

Carl Grossberg verzichtete bei seinen Bildern weitgehend auf die Darstellung von Bewegung und erkaufte seine hohe Detailtreue und Präzision auch durch eine gewisse Statik und Sterilität. Die auf vielen Bildern zu sehenden Traumeffekte rückten ihn immer wieder auch in die Nähe der surrealistischen Malerei; für moderne Betrachter wirken Grossbergs Industrielandschaften trotz der veralteten Technologie mitunter geradezu futuristisch. Für sein Werk erhielt Carl Grossberg Preise und Auszeichnungen, so 1931 den Prix de Rome (Rompreis). Die Machtergreifung der Nationalsozialisten brachte für Grossberg zwar kein Berufsverbot, führte aber zu einer deutlich verschlechterten Auftragslage. Daraus resultierende Bemühungen, in die USA zu emigrieren, scheiterten an seiner Einberufung zur Wehrmacht. Aus diesem Grund fand der Künstler in seinen letzten Jahren nur noch wenig Muße zur Malerei, auch sein letztes Aquarell blieb unvollendet.

Carl Grossberg starb am 19. Oktober 1940 bei einem Autounfall im Wald von Compiègne nahe Laon. Die Malerin Eva Grossberg war seine Tochter.