Francesco Guardi

Francesco Guardi - Spross einer Künstlerfamilie, Arbeit in der väterlichen Werkstatt

Über das Leben des italienischen Rokoko-Meisters Francesco Guardi sind nur wenige Eckdaten bekannt: Er wurde am 5. Oktober 1712 in der Serenissima, der Republik Venedig, geboren und entstammte der Verbindung des norditalienischen Barockkünstlers Domenico Guardi mit Maria Claudia Pichler. Guardi hatte drei Geschwister: Seine Brüder Giovanni Antonio Guardi und Nicolò Guardi waren ebenfalls als Maler tätig und arbeiteten gemeinsam mit Francesco viele Jahre lang in der familieneigenen Werkstatt. Seine Schwester Cecilia Guardi heiratete den damals hochberühmten und gefeierten Maler Giovanni Battista Tiepolo, der 1756 zum ersten Präsidenten der Accademia di belle arti di Venezia ernannt wurde. Francesco Guardi selbst wurde bereits 1747 Mitglied der Akademie. Nach dem Tod seines älteren Bruders Antonio verließ Francesco Guardi die Werkstatt seines Vaters und arbeitete fortan mit großem Erfolg allein. Seinen John Jacopo bildete er ebenfalls zum Maler aus.

Venezianische Veduten als zarte Vorboten des Impressionismus

Francesco Guardi malte am Anfang seiner künstlerischen Laufbahn vor allem Altarbilder, nachdem sein Lehrer Canaletto (Giovanni Antonio Canal) Venedig den Rücken gekehrt hatte, wandte er sich als dessen Nachfolger allerdings verstärkt der Vedutenmalerei zu. Als Motiv wählte er zunächst seine Stadt, Venedig, die er in zahlreichen Ansichten festhielt, häufig aus derselben Perspektive, die bereits sein Mentor Canaletto gewählt hatte. Schon auf den ersten Blick wurden aber auch für den Laien die Unterschiede in den Darstellungsweisen von Lehrer und Schüler deutlich. Francesco Guardi achtete vor allem auf den dramatischen Effekt, für den er virtuos mit kräftigem Farbauftrag und effektvollem Licht- und Schattenspiel arbeitete. Mit flackerndem Licht löste er die Formen seiner Vorlagen auf und nahm den später kommenden Impressionismus in Zügen vorweg. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Canaletto interessierten ihn die tatsächlichen topografischen Gegebenheiten eines Motivs weniger als die Gesamtkomposition, er ordnete den Realismus konsequent dem Schauspiel unter.

Rauschende Feste, Genreszenen und Papstbesuch

Mit seiner Kunst traf Francesco Guardi einen Nerv und begeisterte zahlreiche großzügige Mäzene für sich und seine Arbeit. Aber nicht nur Privatleute, auch die Republik Venedig selbst bescherte ihm ein Kontingent reizvoller Aufträge; besonders prestigevoll war der Zyklus der zwölf Feste, den er für den Dogen Alvise IV. Mocenigo anfertigte. 1782 begleitete er mit vier Gemälden die Visite von Papst Pius VI. in Venedig. Als das russische Großfürstenpaar die Stadt besuchte, malte Francesco Guardi Bilder von den rauschenden Festlichkeiten, die zu Ehren der adeligen Gäste veranstaltet wurden. Darüber hinaus schuf Guardi viele Genreszenen, zum Beispiel den Sprechsaal (Parlatorium) der Nonnen von San Zaccaria. So verdankt die Nachwelt dem erst spät in seiner ganzen Bedeutung erfassten Guardi nicht nur märchenhafte Illustrationen Venedigs, sondern auch detaillierte Zeugnisse über die Moden und Gepflogenheiten des Rokoko.

Francesco Guardi starb am 1. Januar 1793 in seiner Geburtsstadt Venedig.