Marta Hegemann wollte früh Künstlerin werden
Marta Hegemann wurde am 14. Februar 1894 in Düsseldorf geboren. Sie war das älteste von sieben Kindern des Beamten Friedrich Hegemann und seiner Frau Wilhelmine Weisel. Ihre Neigung zur bildenden Kunst führte sie unmittelbar nach dem Abitur an die Kölner Kunstgewerbeschule, wo sie die Bekanntschaft anderer junger Künstler wie Heinrich Hoerle und Anton Räderscheidt machte. Weil Frauen bis 1919 der Besuch der Kunstakademie verwehrt blieb, setzte sie ihr Studium 1912 kurzzeitig in Düsseldorf am Staatlichen Kunst- und Zeichenseminar fort, kehrte aber bald wieder nach Köln zurück, um als Lehrerin an einer Kölner Schule zu arbeiten. Da ihre künstlerische Entwicklung unter dieser Arbeit litt, kündigte sie die Stelle wieder. 1918 heiratete Marta Hegemann ihren früheren Studienfreund Anton Räderscheidt und nahm dessen Namen an, den sie auch nach der Scheidung beibehielt. Das Paar bildete zeitweise eine Lebens- und Künstlergemeinschaft und hatte zwei Söhne. Nach dem Ersten Weltkrieg begeisterte sich für die Dada-Bewegung, der sich auch ihr ehemaliger Studienkollege Heinrich Hoerle anschloss.
Die NS-Diktatur zerstörte eine vielversprechende Karriere
Marta Hegemann konnte sich in den 1920er als eine der wichtigsten Künstlerinnen im Kölner Umkreis etablieren. Sie war eine feste Größe der Kölner Bohème und Mitglied der Gruppe Stupid. Als daraus die Kölner Progressiven hervorgingen, distanzierte sich Marta Hegemann allerdings von der Bewegung. In den 1930er Jahren musste die Künstlerin privat wie beruflich schwere Rückschläge hinnehmen: Ihr Ehemann Anton Räderscheidt verließ sie für die Kunstmäzenin Ilse Salberg, die er bei einer Porträtsitzung kennengelernt hatte, und bestand auf Scheidung, gegen die sich Marta Hegemann aber mit aller Entschlossenheit stemmte. Ihre Arbeit wurde in der NS-Diktatur als »Entartete Kunst« diffamiert, ihre Bilder aus dem Wallraf-Richartz-Museum beschlagnahmt und zerstört. Mit ihren beiden Söhnen floh sie allein über Frankfurt und München nach Straßburg. Nachdem es ihr nicht gelang, nach Frankreich zu gelangen, kehrte sie in ihr Elternhaus zurück. Auf der Flucht und während des Krieges gingen große Teile ihres Werkes verloren. Nach dem Krieg konnte Marta Hegemann nicht mehr an ihre großen Erfolge in der Weimarer Republik anknüpfen und versuchte, sich mit Aufträgen aus dem Kunstgewerbe durchzubringen.
Eine Künstlerin, deren Wiederentdeckung sich lohnt
Marta Hegemann, deren Bilder während ihrer kurzen Hochzeit in den 1920er Jahren deutschlandweit gezeigt wurden und große Resonanz erfuhren, gilt heute als Künstlerin der verschollenen Generation. Ihr Werk, das Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen umfasst, wird dem Dadaismus und dem Magischen Realismus zugeordnet. Ihre Szenen erinnern an Kulissen und zeigen immer wieder die der Künstlerin eigene Ikonografie, zu der Elemente wie Lampe, Buch, Schirm, Kirche, Taube und Hände gehören. Jahrzehnte nach ihrer Unterdrückung wartet das Werk der Künstlerin noch immer auf seine Wiederentdeckung, die sich in den letzten Jahren zunehmend andeutet.
Marta Hegemann starb am 28. Januar 1970 in Köln. Die Malerin, Zeichnerin und Performancekünstlerin Maf Räderscheidt ist ihre Enkelin.
Marta Hegemann - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: