Josef Hoffmann

Josef Hoffmann - Kunststudium in Wien, Mitgründer der Wiener Secession

Josef Hoffmann wurde am 15. Dezember 1870 in Pirnitz in Mähren geboren. Er stammte aus wohlhabendem Haus; der Vater war Bürgermeister und Anteilseigner einer Kattunfabrik. Dem Status seiner Familie entsprach der Bildungsweg, allerdings widersprach Josef Hoffmann dem väterlichen Wunsch, eine Karriere als Jurist einzuschlagen und durfte mit Billigung seiner verständnisvollen Eltern stattdessen die Staatsgewerbeschule in Brünn besuchen, wo er seinem Interesse an technischen Dingen nachgehen konnte. Dort erwarb er sich Kenntnisse in Mathematik und Stillehre; seine ausgezeichneten Zensuren ebneten ihm den Weg zu einem praktischen Jahr beim Militärbauamt in Würzburg. Im Anschluss besuchte Josef Hoffmann die Akademie der bildenden Künste in Wien, nahm dort Unterricht bei Karl von Hasenauer und Otto Wagner. Über Wagner lernte er Joseph Maria Olbrich kennen, in dem er einen verwandten Geist traf. Beide gehörten 1897 zu den Gründern der Wiener Secession, deren Ausstellungen Hoffmann eine Möglichkeit bot, sein künstlerisches Schaffen einem größeren Publikum bekannt zu machen.

Die Architektur als eine alles umfassende Kunstform

Josef Hoffmann bezog frühe Inspiration von der britischen Kunstbewegung Arts & Crafts, die alle menschlichen Lebensbereiche durchdringen und verändern wollte. Mit seinen Kollegen verband ihn die idealistische Vorstellung, dass Kunst die menschliche Seele von allen Narben und Verletzungen heilen könne. Bestärkt wurde Josef Hoffmann von seinem Lehrer Otto Wagner, mit dem er sich einig war, dass der Architekt sich nicht auf die bloße Baukunst beschränken dürfe, sondern immer das Gesamtbild im Blick haben müsse – einschließlich jedes einzelnen Objekts. Hoffmann scheute vor keiner Herausforderung zurück, suchte aber in jeder großen Aufgabe auch immer die kleine. Er gestaltete Interieurs und Gartenanlagen bis hin zu kleinsten Details nach seinen Überzeugungen; mitunter machte er sogar der Hausherrin Vorschläge für eine neue, an seine architektonische Gestaltung angepasste Garderobe. Seine frühen Entwürfe beruhten auf einfachen kubischen Formen, die er wohl während seines Aufenthalts in Italien kennen und schätzen gelernt hatte; revolutionär mutete für die damalige Zeit das 1904 fertiggestellte Sanatorium Purkersdorf in Wien an. Damit kam er sogar Pablo Picasso zuvor, der diese Elemente erst 1907 verwendete.

Jahrzehntelange Erfolge als Architekt und Designer

Josef Hoffmann gründete mit seinem Secessionskollegen Koloman Moser im Jahr 1903 die Wiener Werkstätte, zu der er viele Produktentwürfen beisteuerte. An der Wiener Kunstgewerbeschule lehrte er von 1899 bis 1936 Architektur und leitete später auch die Werkstätten für Emailarbeiten und Metalltechnik. Das von 1905 bis 1911 unter seiner Leitung erbaute Palais Stoclet mit dem von Gustav Klimt gestalteten Stoclet-Fries gilt seit 2009 als UNESCO-Weltkulturerbe. In späteren Jahren nahm Hoffmann seinen Stil zurück und beschränkte sich weitgehend auf Zweckbauten. Den Anschluss Österreichs an Nazideutschland begrüße Hoffmann, weil er sich davon eine Belebung seiner Karriere erhoffte. Es entstanden Entwürfe, die sich der NS-Symbole bedienten, ohne jedoch die von den Nationalsozialisten vorgegebene Ästhetik wirklich umzusetzen – zum Beispiel eine Silberkanne mit Hakenkreuz. Für seine Kunst erhielt Josef Hoffmann Preise und Ehrungen, darunter 1894 die Goldene Füger-Medaille, 1950 den Großen Österreichischen Staatspreis für Architektur und 1951 das Ehrendoktorat der Technischen Hochschule Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Mitglied des Kultursenats und österreichischer Generalkommissar der Biennale Venedig.

Josef Hoffmann starb am 7. Mai 1956 in Wien.