Walter Jacob

Walter Jacob - Entscheidung für die Kunst trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten

Walter Jacob wurde am 21. Oktober 1893 in Altenburg in Thüringen geboren. Der Sohn des Altenburger Dekorationsmalers Richard Jacob kam durch seinen Vater schon früh mit dem Malen und Zeichnen in Berührung und fasste nur folgerichtig den Beschluss, sich auch beruflich in diese Richtung zu orientieren. Seine Ausbildung verlief zunächst schleppend; erst als er 1910 den Kunstmaler Ernst Müller-Gräfe kennenlernte, nahm sein Leben die entscheidende Richtung. Während Walter Jacob eine Lehre zum Dekorationsmaler in Meerane absolvierte, fertigte er in der Nacht zahlreiche Zeichnungen und Bilder an, die er Müller-Gräfe zur Begutachtung nach Dresden schickte. Der Wunsch, Künstler zu werden, wurde immer drängender und führte schließlich zu einem erneuten Abbruch der Lehre. Das bedeutete für Walter Jacob finanzielle Ungewissheit und zunehmende Sorge um die soziale Absicherung. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, musste der junge Maler zahlreiche Auftragsarbeiten durchführen; weil er die Farben zum Malen kaum bezahlen konnte, verlegte er sich in dieser Zeit überwiegend auf das Zeichnen.

Traumatische Kriegserfahrungen prägten das malerische Werk

Im Jahr 1912 konnte er sich an einer ersten Gemeinschaftsausstellung in der Galerie Beyer & Sohn in Leipzig beteiligen und eine Zeichnung an den Bildhauer und Professor Max Klinger verkaufen. Walter Jacob unterbrach seine langsam vorangehende Karriere als Künstler unter dem Eindruck des Kriegsbeginns und meldete sich freiwillig zum Militärdienst bei der Infanterie. Eine schwere Verletzung führte zu einer langen Genesungszeit, die Walter Jacob für die Wiederaufnahme seiner künstlerischen Ausbildung nutzte. An der Kunstakademie Dresden wurde er Meisterschüler von Robert Sterl und befreundete sich mit Otto Dix und Oskar Kokoschka. Mit Letzterem pflegte Jacob bis zu seinem Tod regelmäßigen brieflichen Kontakt. Die schrecklichen, mitunter traumatischen Kriegserfahrungen verarbeitete Walter Jacob in mehreren Werken, die er auf verschiedenen Ausstellungen in Dresden präsentieren konnte. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bildeten in dieser Zeit nicht Zeichnungen oder Gemälde, sondern Holzschnitte. 1920 ermöglichte ihm der Wiesbadener Sammler und Mäzen Heinrich Kirchhoff einen Aufenthalt im Kloster Eberbach.

Zwischen künstlerischem Anspruch und nüchternem Broterwerb

Walter Jacob unternahm zu Beginn der 1920er-Jahre mehrere Studienfahrten nach Bayern, Österreich, Jugoslawien, in die Schweiz und in die Lausitz. In derselben Zeit entstanden auch großformatige, farbkräftige Ölgemälde im Stil des Expressionismus, die neben dem Krieg auch Themen wie die Passion Christi behandelten. Ein wiederkehrendes Sujet war außerdem die Großstadt, von der er sich angezogen fühlte. 1925 führte ihn eine Kollektiv-Ausstellung nach Berlin, wo er die Bekanntschaft von Emil Nolde, Erich Heckel und Lovis Corinth machte. Die folgenden Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs waren von großer wirtschaftlicher Not überschattet; 1945 wurde er im Rahmen des Volkssturms noch einmal zum Kriegsdienst einberufen. In der Nachkriegszeit nahm Jacob seine künstlerische Tätigkeit wieder auf und schuf dramatische Szenen mit biblischen Motiven, aus Geldnot aber auch immer wieder Auftragsarbeiten, bei denen er seinen Stil den Vorstellungen seiner Klienten anpassen musste. 1956 erhielt er eine große Einzelausstellung mit über 200 Werken in der Pariser Galerie André Maurice. Sein letztes Bild entstand in seinem Todesjahr 1964: Es zeigte einen dornengekrönten Christus unter der Überschrift Dein Wille geschehe.

Walter Jacob starb am 13. Juli 1964 in Hindelang im Allgäu.