Raoul de Keyser gilt als klassischer »Painter's Painter«: Der belgische Maler genoss unter seinen Kollegen eine hohe Reputation, fand aber kaum Anklang bei einem breiten Publikum. Seine Werke zieren dennoch bedeutende öffentliche Sammlungen und werden seit einigen Jahren vermehrt rezipiert.
(...) WeiterlesenRaoul de Keyser – Ein Sportreporter wird zum bildenden Künstler
Raoul de Keyser wurde am 29. August 1930 in Deinze in der Nähe von Gent in Belgien geboren. Seine erste Leidenschaft gehörte dem Sport, insbesondere dem Fußball, der später auch immer wieder Eingang in sein künstlerisches Schaffen fand. Bevor Raoul de Keyser als Maler reüssierte, arbeitete er einige Jahre lang als Sportreporter. Den Weg zur Kunst ging er als Autodidakt in den 1960er Jahren, bei seinem Debüt als Maler im Jahr 1964 war er bereits 34 Jahre alt und hatte nie eine Kunstakademie besucht. Dabei erwies sich Raoul de Keyser als ein eigenwilliger Vertreter der abstrakten Spätmoderne, der konsequent die Malerei als Medium selbst in den Mittelpunkt seiner Kunst stellte und auf umfassende Recherchen und aufwendige Herleitungen verzichtete – der Anstoß für die Bilder kam meist aus der unmittelbaren Alltagserfahrung.
Fußball und Fotografie als inspirierende Themen
Raoul de Keyser interessierte sich neben dem Sport auch für die Fotografie, die ebenfalls Spuren in seinem Oeuvre hinterließ. Dabei übernahm er allerdings keine fotografischen Vorlagen, sondern nutzte vielmehr fotografische Perspektiven, wie sie bei seinem bereits 1964 entstandenen Frühwerk, eine dreiteilige Bilderserie, die dasselbe Motiv verarbeitete, zum Ausdruck kamen. An diesen drei Bildern, zwei tragen den Namen »Tuin«, ein drittes heißt »Hoek«, lässt sich auch der Prozess der Abstraktion, den der Künstler anwandte, gut nachvollziehen. Die malerische Linie bestimmt das Bild, das ursprünglich als Ausgangspunkt vorhandene Motiv geht dabei zwangsläufig verloren. Bezüge in Raoul de Keysers Werk finden sich zur Farbfeldmalerei, zur seriellen Malerei und zum Expressionismus. Sein letztes Bild malte Raoul de Keyser in seinem Todesjahr. Es ist rund 20 mal 30 Zentimeter groß, zeigt eine grüne Fläche mit roter Umrandung, auf der schwach eine weiße Linie aufscheint und trägt den Namen »Robben II« – eine letzte Reminiszenz des bildenden Künstlers an den früheren Sportreporter und Fußballliebhaber.
Erst die Documenta brachte ein größeres Publikum
Raoul de Keyser konnte erst in den 1990er Jahren an Ausstellungen in Deutschland und der Schweiz teilnehmen. 1992 stellte sein Landsmann, der Kunsthistoriker Jan Hoet, in seiner Funktion als Kurator der documenta IX in Kassel zum ersten Mal die Werke von Raoul de Keyser einem größeren Publikum vor. Zu einer wirklich breitflächigen Rezeption kam es aber dennoch nicht, zwar folgte 1993 noch eine Ausstellung in der Galerie Schöttle in München, aber über seinen Status als Liebling von Sammlern und Künstlerkollegen kam der Belgier nie hinaus. Seine Bilder finden sich im Museum of Modern Art in New York, im Kölner Museum Ludwig, im Museum of Contemporary Art in Los Angeles, im Carnegie Museum of Art in Pittsburgh, im San Francisco Museum of Modern Art und im Stedelijk Museum voor Actuele Kunst in Gent.
Raoul de Keyser starb am 6. Oktober 2012 in seiner Geburts- und Heimatstadt Deinze.
Raoul de Keyser - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: